In Saint-Brais hat es Lärm – wegen den Windrädern, die zu nahe an die Wohnzone gebaut worden sind. Für ca. einen Drittel der Bevölkerung ist das mit unausstehlichen Beschränkungen des täglichen Lebens verbunden. Dem Lärm kann man kaum entrinnen. Natürlich regen sich auch da wieder nur die direkt Betroffenen auf. Solidarität ist ein weltweites Fremdwort geworden.
Zu Allem stellt sich jetzt auch noch heraus, dass die Abgeltungen – der einzige Grund, warum die Gemeinde die Kröte geschluckt hat – nicht nur gering, sondern geradezu lächerlich klein ausfallen. Sie entsprechen den Forderungen des Schweizerischen Bauernverbandes nicht einmal annähernd:
Dem Standorteigentümer werden in den ersten 15 Jahren minimal Fr. 6’000.-/Jahr oder 1.5% der Einspeisevergütung ausbezahlt (je nachdem was höher ist). Ab dem 16. Jahr erhöht sich der jährliche Ansatz auf 3.0% der Einspeisevergütung.
Gemäss dem Artikel von „Le Temps“ vom 17. Dezember 2009 erhalten die Standorteigentümer gerade mal 1’500 Franken pro Jahr. Intransparente Beiträge an die Weidezäunung und die Abfallentsorgung kommen zwar noch dazu. Das erhält aber die Gemeinde. Sie kassiert während vier Jahren 5’000 Franken jährlich pro Anlage. Das sei kein Schmiergeld, sagt der Maire von St. Brais. Sie sind aber ziemlich unüblich. Damit werden die Organe der Gemeindebehörde in eine Befangenheit manövriert, die nahe der Korruption anzusiedeln ist. Statt den Gemeindebehörden „unter die Arme zu greifen“, sollte man nach SBV vorher den angrenzenden Grundeigentümern im Umkries von 100 Metern die fälligen Beträge ausrichten. Von den Einkommenssteuern würde die Gemeinde ebenfalls profitieren:
Im Umkreis von 100 m Radius erhalten die betroffenen Grundeigentümer eine einmalige Abgeltung auf der Basis von Fr. 6’000.-/Jahr. Der Betrag wird pro Quadratmeter bezahlt, wobei der Standorteigentümer ebenfalls in den Genuss dieser Einmalabgeltung kommt. Für die Vertragsdauer von 20 Jahren beträgt die einmalige Abgeltung pro Quadratmeter Fr. 2.81.
Auch die beim SBV erwähnte Teuerung ist in St. Brais unseres Wissens kein Thema.
Die Abgeltung bzw. der Minimalbetrag wird durch SBV Treuhand und Schätzungen alle zwei Jahre an die Teuerung angepasst.
Allein für die Reservation der Grundstücke hätten diese Bauern je 24’000 Franken erhalten sollen. Davon findet sich in den Ausführungen von Le Temps kein Hinweis.
Für die Reservation des Standortes empfehlen wir für die Zeitdauer der Reservation eine Abgeltung in der Hälfte der künftig zu erwartenden minimalen Vergütung, somit zur Zeit Fr. 3’000.-/Jahr.
Allem Anschein nach sind ein paar dumme Bauern und ein noch dümmerer Gemeindepräsident auf die Lockangebote der schlauen Windradlobby hereingefallen. Sich umfassend zu informieren und das Kleingedruckte zu lesen, war noch nie die Stärke der Bauern. Aber wo bleibt hier die vielgelobte „Bauernschläue“, die eine gewisse intuitive Verhandlungssicherheit impliziert? Jahrzehnte der Hängens am Tropf der schweizerischen Subventionspolitik hat diese Leute offensichtlich immun gegen Weisheit gemacht.
Umso mehr wäre hier der SBV gefordert. Er sollte seine Mitglieder dringend vor dem Abschluss solcher Verträge warnen. Bezahlen tun das die kleinen Bauern, die jeden Strohalm ergreifen, um ihr relativ schmales Einkommen zu verbessern. Und die damit auch noch die restlichen Einwohner der betroffenen Gemeinden verraten. In Saint Brais ist die Ruhe dahin. Für ein paar lumpige Kröten, die diesen Leuten noch lange im Hals stecken bleiben werden. Und nur deshalb, weil die Windradlobby und die Politiker nicht in der Lage sind, die minimalsten notwendigen technischen Abstände zu solchen Anlagen zu verlangen. Weil sie es nicht verstehen. Weil es ihnen nicht wichtig genug ist. Die Betroffenen sind immer in der Minderheit und damit keine interessante Wählerschaft.
Der Gipfel des unethischen Handelns
Schlussendlich muss man aber festhalten, dass der ADEV hier absolut unethisches Verhalten anzulasten ist. Wer solch eine Anlage wider besseren Wissens 250 Meter an eine bewohnte Siedlung, frei von jeglichem industriellen Grundgeräuschpegel hinstellt, begeht ein Verbrechen. Es ist doppelt bedauerlich, dass die Hintermänner der ADEV angesehene Nationalräte der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz sind.
- Zu kleiner Abstand zu Wald
- Abstand zu nächstem bewohnten Gebäude: 250 m
- Abstand zur Gemeinde St. Brais in Hauptwindrichtung: 300 m
Am Beispiel von St. Brais sieht man gut die Notwendigkeit, dass der Bund endlich eine sinnvolle Abstandsdefinition vorschreibt. Hier wurden offensichtlich lokale Entscheidungsträger mit Geld zur Bewilligung einer unzumutbaren Situation für die Betroffenen gedrängt. So etwas macht kein verantwortungsbewusster Gemeindepräsident mit einer Minderheit seiner Gemeinde. Was hat diesen Mann wohl dazu gebracht, diesem teuflischen Plan zuzustimmen? Vernunft kann es beim besten Willen nicht gewesen sein.
Rudolf Rechsteiner und seine Genossen von der ADEV sollten sich dafür in Grund und Boden schämen. Sie treten mit diesem Vorgehen jegliche Prinzipien eines ethisch denkenden Geistes. Solche Handlungsweisen hat man zuletzt in Zeiten der Aristokratie gesehen. Die reichen Basler, Zürcher und Genfer erleichtern ihr umweltpolitisches Gewissen, indem sie die friedlichen Dörfer des Juras mit Monstermaschinen bestücken. Sie haben ernsthaft die Nerven, jedem Gegner dieses egoistischen Wahnsinns vorzuwerfen, „Diese Anlagen nur nicht in seinem Garten zu wollen“. Weder bei Robert Horbaty, noch bei Rudolf Rechsteiner, noch bei irgendeinem dieser „Grünen Politiker und Unternehmer“ steht eine solche Anlage auch nur in der Nähe. Die wissen schon warum.
Was hat die Opposition in den letzten 8 Jahren gemacht?
Die lokale Bevölkerung muss sich aber auch einige kritische Fragen gefallen lassen: Wie ist es möglich, dass über 8 Jahre einer Planung die Probleme nicht offen diskutiert wurden? Haben diese Leute tatsächlich während dieser ganzen Zeit kein einziges mal daran gedacht, dass mit solch kleinen Abständen die Lärmprobleme eine ganz logische Folge sind? Kann es sein, dass gebildete Menschen einfach den Worten ihres naiven Gemeindepräsidenten geglaubt haben? Oder war es die reine Gier nach den lumpigen paar Fränkli, die diese Leute an den Rand der Blindheit gebracht haben? Warum ist die Solidarität unter der Bevölkerung so schlecht? Warum können lumpige 23 Stimmen in einer Gemeinde mit 220 Einwohnern gleich den nächsten Fehler begehen, ohne dass der Rest der Bevölkerung aufschreit? Hier in St. Brais steht Einiges nicht zum Besten. Ich empfehle als ersten Schritt bei den nächsten Wahlen nicht die willigen, sondern die fähigen Politiker zu wählen.