England: Beamte vertuschen Bericht über Lärm von Windparks

(Bericht in der Sunday Times vom 13. Dezember 2009, Jonathan Leake and Harry Byford, Übersetzung aus dem Englischen durch Christof Merkli, IG WINDLAND)

Beamte haben Warnungen verheimlicht, dass Windkraftwerke im Umkreis von mehreren Quadratkilometern krankmachenden Lärm erzeugen können.
Die Empfehlungen der Berater enthalten die Aussage, dass die Geräuschpegel der drehenden Flügel und Getriebe so hoch angesetzt worden sind — 43 Dezibel — dass Anwohner empfindlich gestört werden könnten, wenn der Wind stark weht. Besonders in der Nacht müssen Anwohner mit einem empfindlich gestörten Schlaf rechnen.
Der Bericht sagte aus, der beste Weg die Anwohner zu schützen sei ein maximal erlaubter Geräuschpegel von 38 Db. Bei pulsierendem Lärm sogar lediglich 33 Db.

Nun hat sich herausgestellt, dass die Beamten diese Warnungen aus dem Entwurf des Berichts von Hayes McKenzie Partnership (HMP) aus dem Jahr 2006 entfernt haben. Die endgültige Fassung des Berichts erwähnt sie nicht mehr.
Das bedeutet, dass hunderten von britischen Windparks wesentlich höhere Lärmemissionen erlaubt wurden. Das löste nun Proteste von Anwohnern der Windparks aus.

Davon betroffen ist Jane Davis, 53, ein pensioniertes Kadermitglied des nationalen Gesundheitswesens. Sie musste ihr Haus wegen des Lärms verlassen. Es liegt ca. 800 Meter vom Windpark Deeping St Nicholas im südlichen Lincolnshire entfernt, wo 2006 acht Turbinen aufgestellt wurden.

Unsere Probleme begannen drei Tage nachdem die Turbinen ihren Betrieb aufgenommen haben und sind seither nicht mehr verschwunden. Es ist, wie wenn ein Helikopter über einen hinwegfliegen würde. In einer schlechten Nacht ist es wie wenn drei oder vier Helikopter herumfliegen,

sagt sie.

Wir haben darauf unser Haus verlassen. In einer Entfernung von 8 Km haben wir dann ein Haus gemietet und verbringen da bereits die vierten Weihnachten. Wir haben in unserem Haus nicht mehr schlafen können. Mein Arzt bezeichnet es als Folter. Drei Stunden Schlaf pro Nacht ist eine Folter.

Der HMP Bericht wurde ursprünglich durch das Wirtschaftsdepartement in Auftrag gegeben. Es war verantwortlich ist für Belange der Windkraftnutzung bis diese Funktion durch Ed Miliband’s Departement für Energie und Klimawandel (Department of Energy and Climate Change (DECC) übernommen wurde.
Die Entscheidung, die höheren Lärmpegel anzuwenden, wurde die offizielle Richtlinie für lokale Baubehörden zur Bewilligung von Projekten der Windparkbetreiber. Es wurde auch von Ministern und Beamten dazu verwendet, die Ansicht zu unterstützen, dass eine Revision der Lärmvorschriften zur Gesunderhaltung und dem Wohlbefinden der Anwohner nicht nötig sei.

Im 2007 hat eine Gruppe von Anwohnern des geplanten Windparks in Devon namens “Den Brook Judicial Review Group” mit Mike Hulme an der Spitze einen Antrag zur Offenlegung des ursprünglichen Berichts deponiert. Prompt wurde der Antrag von Beamten zurückgewiesen unter dem vorgeschobenen Argument es sei nicht von öffentlichem Interesse. Darauf appellierte Hulme beim staatlichen Büro für Information, welches Ed Miliband’s Energiedepartement zur Veröffentlichung gezwungen hat.
Der unveränderte Bericht von HMP hat dann die ursprünglichen Empfehlungen von 38 Db bzw. 33 Db aufgezeigt. Diese Lärmpegel sollten angewendet werden, wenn die Turbinen wischenden oder pulsierenden Lärm, auch bekannt unter der Bezeichnung “aerodynamic modulation“ erzeugen würden.

Die Forscher von HMP haben ihre Empfehlungen aufgrund von Zeugenaussagen gemacht. Sie haben Lärmmessungen bei Häusern in der Nähe dreier Windparks durchgeführt: Askam in Cumbria, Bears Down in Cornwall und Blaen Bowi in Carmarthenshire.
Sie erkannten dabei, dass das wischende Geräusch bei den meisten Windparks signifikant grösser war als es durch die Autoren der staatlichen Richtlinien vorausgesagt worden ist. Sie haben auch herausgefunden, dass pulsierender Lärm schlafstörend wirkt, wenn der Umgebungslärm kleiner ist und dass der pulsierende Lärm problemlos auch Wände durchdringen kann. Im Original empfehlen die HMP Forscher die “Überprüfung der Kriterien für Lärm in der Nacht” und bemerken, dass diese Angaben mit den Empfehlungen zur Verhinderung von Schlafstörungen der WHO übereinstimmen würden.

Ein unbekannter Regierungsbeamter ergänzte den Bericht mit Bemerkungen, dass diese Vorschläge die Entwicklung von Windparks behindern würde. Er oder sie schrieb:

Was wird wohl die Wirkung davon sein? Wir sollten uns über die Folgen dieser Empfehlungen im Klaren sein, wenn dies für alle Windparks gelten soll“.

Im abschliessenden Bericht wurden dann alle Lärmreduktionen oder Einschränkungen für den Betrieb von Windparks mit pulsierendem Lärm gestrichen. Den lokalen Baubehörden wurde empfohlen, weiterhin die Werte aus den Anweisungen von 1996 zu verwenden
Dazu sagt Hulme:

Das zeigt den Interessenkonflikt innerhalb des Energie und Klimadepartements: Weil es die Verantwortung für die Förderung von Windkraftwerken UND die Vorschriften für den Lärmschutz – den Schutz der Anwohner – innehat„.

Ron Williams, 74, ein pensionierter Dozent, lebt ca. 800 Meter Entfernung des Wharrels Hill Windparks in Cumbria. Er muss jede Nacht Schlafmittel einnehmen seit die acht Turbinen im Jahr 2007 in Betrieb genommen worden sind.

Den Lärm den wir hier haben ist ein leichtes unaufhörliches Wischen, jede Nacht,“ sagt er. “Es ist wie die Chinesische Folter. Im Winter, wenn die Sonne tief steht und sie hinter den Turbinen untergeht, beginnen die Räume in meinem Haus hell/dunkel zu flackern. Wie wenn jemand die Lichter des Autos auf das Fenster richtet und sie dauernd an- und abschaltet. Es betrifft uns alle und es ist schrecklich. Ein richtiger Horror.

Lynn Hancock, 45,  betreibt ein Geschäft zur Gartenpflege. Sie leidet unter Schlafstörungen seit die 12- Turbinenanlage des Red Tile Windparks mehrere hundert Meter von ihrem Haus entfernt im Jahr 2007 den Betrieb aufgenommen hat.


Stellen sie sich einen 7 Tonnen schweren Lastwagen vor, der die ganze Nacht auf der Strasse vor dem Haus herumkurvt. So empfinde ich das,“ sagt sie. „Manchmal beschreiben es die Leute als ein Flugzeug oder ein Helikopter oder einen Zug, der nie ankommt. Wie wenn es kommen würde aber niemals da ist.

Solche Symptome werden immer häufiger auftreten. England hat momentan 253 Windparks, die eine Leistung von 3.5 GW aufweisen. Aber es ist das Zwei- bis Dreifache davon bis ins Jahr 2020 geplant. Nur um die Ziele der CO2 Reduktion zu erreichen.

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