SRF Blackout – Szenario mit vereinfachten Bedingungen

Gefthenelseeschrieben aufgrund von Notizen während der Sichtung der Sendung Blackout ses Schweizer Fernsehens SRF.

Die Sendung Blackout wollte der Bevölkerung ein Gefühl vermitteln, wie es sich anfühlt, wenn die Stromversorgung während mehrerer Tage ausfällt. Das Szenario war so aufgebaut, dass ein europaweiter Stromausfall von 4 Tagen mit einem mehrwöchigen Mangelbetrieb thematisiert und in all seinen Facetten erlebbar gemacht wird.  

Mit dem Wegfallen des Lichts und der Kommunikation beginnend, kamen laufend weitere Probleme dazu. Die Züge rollten nicht mehr, weil die Zugleitung die Kommunikation mit der SBB-Infrastruktur nicht aufrechterhalten konnte. Trotz einer separaten Stromversorgung der Oberleitungen konnten deshalb die Züge nicht weiterfahren und mussten als Notfallmassnahme in den nächsten Bahnhof gebracht werden. Das führte, wie auch auf den Flughäfen, zu einer hohen Zahl von „Gestrandeten“. Niemand konnte mehr weg. Niemand konnte erfahren, was mit seinen Liebsten gerade geschah. Der Ausfall der gesamten privaten Kommunikation wurde eindrücklich dargestellt und zeigte die Hilflosigkeit der Gesellschaft ohne das simple Gut „Strom“.

Ein weiteres Problem war der Ausfall der Heizungen, weil die Steueranlagen die Pumpen der Hausanlagen nicht mehr steuerten und das Wasser nicht mehr umgesetzt wurde. Brennstoffpumpen fielen genauso aus, wie schon bald die gesamte Wasserversorgung. Wer sich im Auto in Sicherheit wähnte, wurde bald eines Besseren belehrt. Das Auftanken an öffentlichen Tankstellen war ebenfalls nicht mehr möglich.

Die Wasserversorgung brach nach wenigen Stunden ein. Damit war die Versorgung mit einem der wichtigsten Lebensmittel gefährdet. Auch die WC-Spülung musste bald mit Giesskannen überbrückt werden. Weder die Aufbereitung des Trinkwassers noch die Klärung des Abwassers war gewährleistet. Die zu erwartende Verschmutzung der Flüsse durch einlaufende Fäkalien war kein Thema.

Auch unrealistische Elemente im Setting

Einige Elemente der Geschichte „Blackout“ waren aber auch etwas unrealistisch aufgestellt. So konnte der totale Zusammenbruch des privaten Verkehrs bis zum Schluss nicht erklärt werden. Es kann zwar angenommen werden, dass es an verschiedenen Verkehrsknoten zu Behinderungen durch Pannenfahrzeuge jeglicher Art kommen würde. Dass aber ein Sanitätsfahrzeug im Verkehr stecken bleibt, ist nicht realistisch. Die meisten privaten Fahrzeuge bleiben auch bei einem Stromausfall noch für Tage einsatzbereit. Wenn schon, hätte das auch den Fahrzeugen der Feuerwehr passieren müssen. Die Geschichte um den halbgefangenen Hilfssanitäter wirkte extrem aufgesetzt und hat den beabsichtigten roten Faden oder die auflockernde Nebengeschichte nicht gebracht.

Die Beurteilung der Ursache war ebenfalls nicht ganz realistisch. Zwar kann die durch den Laien unerwartete, zu hohe Netzfrequenz „wegen zu viel Strom“ als sehr realistisch bezeichnet werden. Die Ursache dieser Überkapazität im europäischen Stromnetz war aber genauso konstruiert falsch, wie die Erklärung dazu. Das Szenario beschrieb den Handel als Ursache einer zu grossen „Bestellung“ von Strom und eine Mindernutzung im Süden wegen unerwartetem Sonnenschein. Das sind aber tägliche Standardprobleme für die Netzleitstellen. Sie können damit schon heute gut umgehen. Realistischer ist die zwischendurch erwähnte Überproduktion von Windstrom und Solarstrom im Norden, und die Gefahr, dass dieser Strom innert Sekundenbruchteilen wegbricht. In der Sendung Blackout konnte der durchschnittlich gebildete Zuschauer aber hören, dass vor allem der Stromhändler die Schuld am Überangebot zu tragen hätte. Das ist alles andere als realistisch. Wie schon erwähnt, können die Netzleitstellen mit Überangeboten problemlos umgehen. Wind- und Solarkapazitäten können geregelt abgeschaltet werden, bevor eine Überlast entsteht. Weder die Kosten- noch die technischen Folgen dieser realen Probleme wurden Thematisiert. Die Erneuerbaren Energien als realistische Ursache eines Blackouts wurden konsequent geschont. Kein Wort der Kritik, dass es vor allem die Erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik  sind, die das europäische Stromnetz destabilisieren und regelmässig an die Grenzen eines Blackouts führen.

Während in einem grossen Teil der Sendung ausgewiesene Fachleute zu Wort kamen, musste beim Thema Zukunft der stark umstrittene Anton Gunzinger und seine geistig rechte Hand im Bundesamt für Energie, Marianne Zünd herangezogen werden, die ihre bekannten und etwas skurrilen Zukunftsvisionen formulieren durften. Dass diese beiden Exponenten für eine auch von Fachleuten als unrealistischen Umbau der Stromnetze bezeichneten Energiestrategie 2050 kritiklos werben durften, passte wieder zur medialen Berichterstattung, wie wir sie täglich erleben. Den Besuch von Eric Nussbaumer, der bei solchen Sendungen immer wieder als umtriebiger Vertreter der Grünstromlobby auftritt, habe ich zum Glück verpasst. Seine Vorstellung von Stromversorgung kann ungehört und ungesehen ebenfalls in den Bereich Vision verbannt werden und gehört eher in den Ordner „Ursache“ denn „Lösung“.

Kernkraftwerke spielen keine Rolle?

Während der Sendung kam das Thema selbstverständlich auch auf die Möglichkeit eines nuklearen Zwischenfalls. In diesem Fall wurde das KKW Fessenheim als gerüchteweise havariert in die Geschichte eingeführt. Dieses Element kann nicht kritisiert werden, sind doch falsche Gerüchte über KKW schon während ganz normalen Zeiten die Regel. Dass sie meistens von Vertretern von Greenpeace, der Schweizerischen Energiestiftung und allgemein den extremen Atomkraftwerksgegnern verbreitet werden, war selbstverständlich kein Thema. Dass Kernkraftwerke zum Betrieb eines stabilen Stromnetzes unabdingbar sind, wurde mit keiner Silbe erwähnt. Das galt für alle konventionellen Kraftwerke, deren Bedeutung für den stabilen Netzbetrieb schlicht ignoriert wurde.

Hyperaktive Staatsanwältin sucht mediale Aufmerksamkeit

Dass die eingebaute strafuntersuchende Staatsanwältin alle möglichen Protagonisten zuerst mal verhaften liess, war schon etwas verwunderlich. Dass sie aber kein Wort über die strafbaren Handlung der Falschinformation durch die Verbreitung von Gerüchten verlor, war so bedauerlich wie unrealistisch. Ein kurzer Blick in die Papiere der WHO hätten der Sendeleitung eindrücklich gezeigt, dass Gerüchte mit zur schlimmsten Belastung der Bevölkerung bei Katastrophen zählen. Die Staatsanwältin konzentrierte sich lieber auf einen Stromhändler, der aus verschiedenen Gründen nicht der Verursacher eines Blackouts sein konnte. Ihre aufgesetzte Recherche in vielen Bundesordnern als Begründung der Aussage, sie können die Ursachen nicht klar erkennen, wirkte sehr konstruiert.

Solarstrom im Test

Das Ziel einer zu Beginn der Sendung vorgestellten Solaranlage in Liestal war es, „die letzten 40 Minuten der Sendung mit Strom aus zwei Batterien zu versorgen“, die über den Tag mit Solarzellen aufgeladen würden. Was genau damit gemeint war, blieb bis zum Schluss der Sendung unklar. Der Tag war trüb im Baselland. Der Ladezustand der Batterien (leer, halbleer, voll) vor dem Versuch war nicht bekannt. Der Test war alles andere als realistisch aufgebaut, der Betreiber der Anlage äusserte sich zur erzeugten Energie mit dem Wert von 680 Wattstunden, also 0,68 Kilowattstunden, der in ein teures Batterie- Wechselrichtersystem eingespiesen wurde. Damit wurden am Ende der Sendung eine unbekannte Anzahl LED-Lampen betrieben. Mit einer kleinen Zeremonie wurden sie vorher vom Stromnetz abgehängt und an die von Solarpanels aufgeladenen Batterien angehängt. Eine genauere Beurteilung der Situation und Vorgänge gab es nicht, der positive Effekt wurde durch die bewährte Form der Nichtinformation aufrechterhalten. Nur schon eine überschlagsmässige Rechnung der Erzeugungskosten dieser Anlage hätte einen horrenden Betrag ausgewiesen, die diese 680 Wattstunden gekostet haben. Aber es war von Beginn weg das Konzept der Sendung, die Erneuerbaren Energien nicht zu kritisieren. Fairerweise hat man weitgehend auf die übliche Kernkraftschelte und Panikmache verzichtet.  Das führte aber auch dazu, dass der Bevölkerung die möglichen Ursachen eines Blackouts nur unvollständig vermittelt wurden. Das aktuellste Beispiel des südaustralischen Blackouts Ende September 2016 hätte diese Lücke gefüllt. Da waren es die Erneuerbaren, die den flächendeckenden Stromausfall und den mehrtägigen Mangelbetrieb verursacht hatten. Aber das wäre für die Produzenten der Sendung ein zu realistisches Szenario gewesen und hätte am Ende die wahren Probleme unseres Stromnetzes aufgezeigt.

Fazit

Das Ziel war es wohl, die Bevölkerung für die Folgen und Probleme eines Stromausfalls zu sensibilisieren. Das ist der Sendung gut gelungen. Aber einen tieferen Beitrag an die Gesamtproblematik der Stromerzeugung und –Verteilung konnte die Sendung nicht vermitteln. Das war auch kaum die Absicht der Produzenten. Der Beizug vieler echter Experten in die Sendung hat sich positiv ausgewirkt. Auf die Pseudoexperten und grünen Aktivisten Eric Nussbaumer, Anton Gunzinger und Marianne Zünd hätte man besser verzichtet.

5 Kommentare von "SRF Blackout – Szenario mit vereinfachten Bedingungen"

  1. Hans Siegl's Gravatar Hans Siegl
    3. Januar 2017 - 08:10 | Permalink

    Habe leider die Sendung nicht verfolgen können, aber allein auf Grund Ihres hervorragenden sowie sachlichen Kommentars kann ich mir vorstellen, was da abgegangen ist. Weiter so!

  2. C. Schaub's Gravatar C. Schaub
    3. Januar 2017 - 09:29 | Permalink

    Dieses Buch hätte man vielleicht erwähnen sollen. Die Doku ist dort abgekupfert.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Blackout_%E2%80%93_Morgen_ist_es_zu_sp%C3%A4t

  3. Reinhard Glanzer's Gravatar Reinhard Glanzer
    3. Januar 2017 - 17:22 | Permalink

    Fernsehen, Funk und Presse sind in der Hand der Ökoideologen. Bezogen auf die BRD ist dies eine parteiübergreifende Vereinigung bestehend aus Wählern von Bündnis90/ Die Grünen, CDU/CSU, SPD, FDP und Linke.
    Diese Clique macht seit Jahren Hetz- und Propagandasendungen die politisch einseitig gegen die Nutzung der Kernenergie „hetzen“ und „blitzsaubere“ Sendungen zu den erneuerbaren Energien (z. B. Sendung Umwelt im ZDF). Es kommen keine Befürworter der Kernenergie in ausgewogenem Verhältnis in diesen Sendungen zu Wort. Diese einseitigen Berichtserstattungen sind eindeutig undemokratisch und die Sendeanstalten werden damit Ihrer Pflicht, objektive Nachrichten zu liefern, nicht gerecht. Dies ist ein Machtmissbrauch der Medien zum Zweck der Beeinflussung der Bevölkerung für eine politische Richtung; nämlich für die Antiatom- und Öko-Klientel. Das ZDF und auch andere Sender (SRF) sind diesbezüglich zu Hetz- und Propagandasender verkommen. Ihre verantwortlichen Redakteure und Moderatoren betätigen sich für die Erlangung der Macht in Deutschland (und der CH) durch Rot-Grün als deren Büttel und Brandstifter. Das Ganze ist ein gigantischer Betrug am Volk durch diese Rot-Grüne Politik u. a. in Verbindung durch den Missbrauch der Medien. Der Betrug läuft ab indem den Menschen durch die gezielt gestalteten Veröffentlichungen und Sendungen Angst vor der Kernenergie eingejagt wird. Gleichzeitig werden im Vordergrund die erneuerbaren Energien als der Königsweg für Deutschland zum Ausstieg aus der Kernenergie und zur Eindämmung des Klimawandels dargestellt.
    Dies ist in der Realität unserer Gesellschaft und der geographischen Lage Deutschlands und der Schweiz ein absurdes Ansinnen. Beim Blick über unserer Landesgrenzen zeigt sich in Europa und weltweit, dass das Rot-Grün-Bündnis (1998 bis 2002) und heute z. Zt. ALLE im Bundestag vertretenen Parteien, mit diesem Ansinnen allein „als die Erleuchteten“ dastehen. Dieser deutsche Größenwahn, oder anders ausgedrückt diese Unvernunft und Intoleranz, ist in der heutigen Zeit ist einzigartig und mit dem Wissen um die Massenmanipulation der Größte Betrug (Verbrechen) an der Menschheit seit den diktatorischen Zeiten im 20. Jahrhundert.

  4. Dominic W.'s Gravatar Dominic W.
    4. Januar 2017 - 01:37 | Permalink

    Das Szenario das offensichtlich zu wesentlichen Teilen auf dem Buch „BLACKOUT – Morgen ist es zu spät“ basiert ist allerdings auch in einigen anderen Bereichen unrealistisch.

    Ein sehr wichtiger Punkt ist die Treibstoffversorgung: Nicht nur das wie, angesprochen, der durchschnittliche Autofahrer Treibstoff für einige Tage im Tank hat… es ist auch nicht unmöglich den Treibstoff ohne Strom aus den Tanks der Tankstellen hinauszubekommen. Einerseits könnte man eine Notstromversorgung der Tankstellen aufbauen, auch eine improvisierte Notstromversorgung etwa über einen leistungsstarken Wechselrichter wie ihn etwa viele Wohnmobile oder LKW an Board haben; Zapfsäulen brauchen ja nur wenige hundert Watt… eine andere Möglichkeit ist das improvisierte Abpumpen des Treibstoffe mit einer Handpumpe oder das improvisierte Abschöpfen von Treibstoff. Alles keine Hexerei, Not macht erfinderisch.

    Der Aufbau von Notstromversorgung kritischer Infrastruktur und fallweise der Aufbau einer Ersatzinfrastruktur, etwa im Bereich der hier angesprochenen Eisenbahn-Koordination sollte auch ein lösbares Problem sein. Gerade im Fall der Schweiz mit ihrem Milizheer können in solchen überregionalen Notfällen riesige personelle Ressourcen zur Krisenbewältigung herangezogen werden und Material gibt es auch in großen Mengen.

    Während es im Winter die berühmte Stromlücke gibt sollte es im Frühjahr auch durchaus möglich sein die Schweiz ohne großere Probleme abgekoppelt vom Ausland ohne große Abstriche als „Insel“ mit Strom zu versorgen. Der Neuaufbau nach einem völligen Ausfall sollte keine drei Tage dauern.

    Relativ peinlich ist auch die (Selbst-) Darstellung einer offensichtlich fehlenden Notstromversorgung beim SRF. Ich arbeite auch beim ORF und hier haben wir eine sehr umfangreiche und redundante Notstromversorgung. Wenn der SRF überhaupt keine Notstromversorgung hat ist das in meinen Augen schlicht peinlich.

    Natürlich kann es nicht schaden hier und da ein wenig zu überdramatisieren um Bevölkerung und Politik für die Krisenvorbereitung zu gewinnen aber man sollte doch realistisch bleiben.

  5. Fred F. Mueller's Gravatar Fred F. Mueller
    5. Januar 2017 - 12:54 | Permalink

    Das eigentliche Problem werden die sozialen Folgen sein. Die Energie-Infrastruktur wird in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern immer weiter ausgehöhlt. Die verbleibenden Kraftwerke bemühen sich bis zuletzt, einen Crash zu vermeiden, und fahren dabei auf Verschleiss. Ist es erstmal passiert, mit vielen Toten z.B. in Intensivstationen von Krankenhäusern und einem abrupten wirtschaftlichen Einbruch, dann wird die heute grünbesoffene Gesellschaft merken, dass sie vor einem Scherbenhaufen steht. Der Neuaufbau einer zuverlässigen und bezahlbaren Energieinfrastruktur wird extrem teuer und langdauernd (z.B. gibt es dann zuwenig Fachpersonal für Bau, Betrieb und Wartung von Kraftwerken). Europa wird in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit einen schmerzlichen, langdauerden Absturz erleben. Was passiert, wenn Deutsche (und auch Schweizer) plötzlich auf das Einkommensniveau von Griechenland gesetzt werden? Es ist sehr zu bezweifeln, dass dies ohne erhebliche innere Konflikte abgehen wird. Wir würden, wie das chinesische Sprichwort sagt „interessanten Zeiten“ entgegengehen.

    Mfg

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