Schweizer Arbeitsplätze fallen der deutschen Energiewende zum Opfer

Deutsche Wind- und Solarexzesse rauben der Wasserkraft die Existenzgrundlage

Der weiter massiv voranschreitende Ausbau der deutschen Kapazitäten bei der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie wirkt sich mittlerweile immer verheerender auch auf die Nachbarländer aus. Die ohne Rücksicht auf den Bedarf produzierten, hoch subventionierten Strommengen schaden der Elektrizitätswirtschaft in den Nachbarländern gleich zweifach: Schon der gesunkene Börsenpreis belastet die Erträge der Stromerzeuger und gefährdet ihre wirtschaftliche Grundlage. Hinzu kommen noch Dumpingstrategien, denn bei starkem Anfall von Wind- und Solarenergie werden die Überschussmengen mit Geldgeschenken ins Ausland abgeleitet und treiben die dortigen Anbieter vollends ins Aus.

1Zeichen am Himmel: Dunkle Wolken über der Zukunft der Windenergie

 So wie bekanntlich die Revolution ihre Kinder frisst, so frisst die deutsche Energiewende ihre Geschwister: „Klassische erneuerbare Energien“ wie die bereits seit vielen Jahrzehnten etablierte Wasserkraft, die sich dem Markt stellen müssen, werden durch den hoch subventionierten Strom aus Windanlagen, Solarparks oder Faulgasanlagen mit der gleichen brutalen Rücksichtslosigkeit aus dem Markt gedrängt wie die konventionellen Anbieter. Und das trifft nicht nur Stromerzeuger in Deutschland: Die sinn- und planlos zum falschen Zeitpunkt erzeugten Überschussmengen werden mit Methoden, die an den ungezügelten Nanking-Kolonialismus der Briten in China erinnern, auch in die Netze der Nachbarländer gedrückt (Bild 1) und ruinieren den dortigen Kraftwerksbetreibern das Geschäftsmodell.

 

1Bild 1. Am 11.5.2014 wurde in Deutschland Strom wegen der chaotischen Überproduktion aus Wind- und Solaranlagen mit Geldgeschenken bis zu 65 € pro MWh in die in- und ausländischen Märkte gedrückt – nichts anderes als frühkolonialistisches Dumping (Grafik: Rolf Schuster)

Besonders übel trifft es dabei gerade in den Alpenländern die dort bisher sehr gut aufgestellten Betreiber von Wasserkraftwerken, Bild 2. So auch die Axpo AG, den größten Schweizer Produzenten von Strom aus Wasserkraftwerken. In einem Interview mit der „Berner Zeitung“ vom 7. Juni 2014 [BERN] klagte Axpo-Verwaltungsratspräsident Robert Lombardini, dass man inzwischen wegen der Ertragsausfälle und der ungewissen Zukunft in der Zwickmühle stecke und Geld aktuell nur noch im Winter verdient werde. Wenn es keine Änderung gebe, so könne die Axpo bis zu einer Milliarde Franken verlieren. Die Situation sei alarmierend, weil in den nächsten drei bis fünf, wenn nicht gar zehn Jahren keine Änderung des Ist-Zustandes zu sehen sei. Er frage sich, wie es so weit habe kommen können, dass die Wasserkraft plötzlich nicht mehr rentabel sei.

2Bild 2. Bereits vor Generationen haben vorausschauende Schweizer Unternehmen viel Wagemut und Kapital in den Ausbau von Wasserkraftwerken – hier das Grimsel-Kraftwerk der KWO – investiert

Im Sommer läuft das Wasser künftig ungenutzt ab

Im Sommer, so R. Lombardini, werde es angesichts der aus dem europäischen Ausland verfügbaren Strommengen bald so weit sein, dass man gezwungen sei, das Wasser ungenutzt neben den Turbinen vorbeizuleiten. Es mache keinen Sinn, sich aufgrund der dann am Markt geltenden Tiefstpreise noch finanziell dafür bestrafen zu lassen, dass man Energie ins Netz einleite.

Aus dem gleichen Grund wurde bei der Axpo auch die Investitionstätigkeit weitgehend eingestellt. Neue Anlagen sind kaum noch geplant, es wird nur noch da investiert, wo es unbedingt nötig ist. Wegen der Ertragsausfälle und der ungewissen Zukunft steckt das Unternehmen in einer Zwickmühle zwischen schlichter Aufrechterhaltung des Bestands und der eigentlich erforderlichen Erneuerung der Anlagen. Man könne im Prinzip nur noch versuchen, den vorhandenen Bestand an Wasserkraftwerken mit möglichst wenig Aufwand sicher am Netz zu halten. Wenig Freude dürfte dies bei der Schweizer Regierung hervorrufen, denn für deren ambitionierte Energiewendepläne – einschließlich eines massiven Ausbaus der Wasserkraft – bedeutet dies einen herben Rückschlag. Für die eigentlich dringlichst erforderlichen Investitionen in Neuanlagen und größere Kapazitäten dürfte angesichts der desolaten Marktsituation schlicht kein Geld da sein.

Das Aus für „Europas Batterien“

Im gleichen Zusammenhang trifft es ausgerechnet auch Projekte, die gerade aus Sicht der „Energiewende“-Strategen eigentlich von zentraler Bedeutung sind, nämlich die Alpen-Pumpspeicherkraftwerke (Bild 3), die von manchen Politikern gerne vollmundig als „Batterien Europas“ angepriesen werden. Zu den Projekten, die nach Ansicht von R. Lombardini angesichts des aktuellen Marktumfeldes kaum noch Aussicht auf eine Realisierung haben, gehört auch die geplante Erweiterung des Pumpspeicherkraftwerks der Kraftwerke Linth-Limmern AG im Kanton Glarus. Damit würden volle 1000 MW bereits geplante Speicherkapazität wegfallen.

2Bild 3. Eine Pumpen-Turbinengruppe in einem Schweizer Pumpspeicherkraftwerk

Während eine erste Entlassungswelle 300 Mitarbeiter trifft…

In das Bild passt dann auch eine Meldung des Internet-Nachrichtendienstes Bluewin.ch vom 16. Juni 2014 [BLUE]. Aufgrund der niedrigeren Großhandelspreise für Strom wurden der Axpo die Ergebnisse gründlich verhagelt. Insgesamt sank laut einer Medienmitteilung des Konzerns die Gesamtleistung (Umsatz) um über 10 Prozent auf 3,57 Mrd. Franken. Beim Betriebsergebnis vor Steuern (EBIT) verzeichnete die Axpo im Vergleich zum letzten Geschäftsjahr ein Minus von rund 25 Prozent auf 545 Mio. Franken. Unter dem Strich blieben 502 Mio. Franken übrig, rund 16 Prozent weniger als 2012/13. Alleine die in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2013/2014 erforderliche Preissenkung für die Stromlieferungen an die Kantonswerke per 1. Januar habe das Ergebnis um rund 25 Mio. Fr. sinken lassen.

„Wir sehen keinen Trend, dass die Strompreise sich erholen würden“, so Axpo-Chef Andrew Walo in diesem Zusammenhang. Deshalb müsse man rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen, indem man auch die laufenden Kosten senkt. Erreicht werden soll dies durch den Abbau von 300 der insgesamt derzeit 4460 Vollzeitstellen, das bedeutet die Entlassung von immerhin sieben Prozent der Belegschaft. Natürlich versucht man, diese Maßnahme durch zeitliche Streckung über drei Jahre und die Anwendung eines Sozialplans abzufedern. Dennoch bleibt die hässliche Tatsache bestehen: Die deutsche Energiewende (Bild 4) kostet in der Schweiz inzwischen Arbeitsplätze auch und gerade im Bereich der umweltfreundlichen, CO2-vermeidenden Wasserkraft.

4Bild 4. Mit Wind- und Solaranlagen kann man sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern, während gleichzeitig die konventionellen Stromerzeuger vor die Wand gefahren werden

… setzen die Verursacher noch einen drauf

Angesichts der Härten, die für die betroffenen Mitarbeiter mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes verbunden sind, sollte die fast schon zynische Nonchalance, mit der die Schweizer Vertreter der Verursacher dieser Misere gerade eine neue politische Initiative lancieren, den einen oder anderen Mitbürger doch nachdenklich stimmen. Am gleichen Tag, an dem die Meldung über den Arbeitsplatzverlust bei der Axpo bei Bluewin publiziert wurde, erschien dort auch die Meldung, dass die die Schweizer Solar-Lobby Prosolar zusammen mit dem WWF Schweiz eine Abgabe auf den von ihnen so bezeichneten „Dreckstrom“ aus Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke durchsetzen wollen. Damit, so die Begründung, sollten angebliche „Marktverzerrungen“ gemildert und der Umwelt geholfen werden, ohne die Haushalte und die Wirtschaft unnötig zu belasten. Es gehe darum, die von der Allgemeinheit bezahlten externen Kosten der atomaren und fossilen Stromproduktion auszugleichen. Gleichzeitig führe dies zu einer „fairen Chance“ für die erneuerbare Energien. Dabei ist man nicht kleinlich und geht von einem Aufschlag von rund 10 Rappen pro kWh aus, was immerhin einen weiteren Kostensprung von rund 30 % auf die Stromrechnung bedingen würde.

 

5Bild 5. Traurige Überreste einer Storchenmutter, die von einem Windrad guillotiniert wurde

Dieses Vorgehen kann man schon als dreist bezeichnen. Ähnlich wie in Deutschland hat die Schweizer EE-Lobby bereits vor einiger Zeit die sogenannte KEV-Abgabe durchgesetzt, welche den Betreibern von Wind- und Solaranlagen insgesamt schätzungsweise 10 Mrd. CHF auf Kosten des Stromverbrauchers in die Kassen spülen wird. Während Schweizer Kraftwerke aufgrund des subventionierten Stroms aus Deutschlands EE-Kraftwerken um ihre Existenz kämpfen müssen, will man ihnen jetzt zusätzlich noch Strafabgaben aufbrummen. Besonders verachtenswert ist hierbei die Rolle des WWF: Dass jede der von ihnen so heiß befürworteten Windenergieanlage jedes Jahr unzählige Vögel und Fledermäuse erschlägt (Bild 5), scheint für diese angeblichen Naturschützer überhaupt nicht ins Gewicht zu fallen. Es wird Zeit, aufzuwachen und diesen Leuten die Spendengelder zu streichen.

Quellen:

6 Kommentare von "Schweizer Arbeitsplätze fallen der deutschen Energiewende zum Opfer"

  1. 20. Juni 2014 - 06:16 | Permalink

    Dies ist eine hervorragende Analyse, die hoffentlich auch hier in Deutschland zur Kenntnis genommen werden möge.

    Vielleicht interessiert den einen oder anderen Leser hier unser Grundsatzreport vom Januar 2014, in dem wir rigoros die vielen fundamentalen Denkfehler der deutschen Aktivitäten hinterfragt haben, der „Energiepolitik im Konzeptnebel“: http://www.ke-research.de/downloads/Konzeptnebel.pdf .

    Einen kleinen Kritikpunkt möchte ich aber anmerken: Oben ist die Rede von der „umweltfreundlichen, CO2-vermeidenden Wasserkraft“. Hier wird indirekt das Märchen bestätigt, daß CO2 einen irgendwie gefährlichen Einfluß hätte – auf „das Klima“. Ich hatte vor ein paar Tagen Gelegenheit, unsere Kritik an dieser Glaubenslehre vor dem Umweltausschuß des Niedersächsischen Landtags zu erläutern. Hier ist die schriftliche Stellungnahme an die Abgeordneten: http://www.ke-research.de/downloads/Stellungnahme-Klima-Niedersachsen.pdf .

  2. Fred F. Mueller's Gravatar Fred F. Mueller
    21. Juni 2014 - 09:33 | Permalink

    Sehr geehrter Hr. Ermecke,

    danke für Ihre freundliche Beurteilung. Allerdings muss ich Ihre Anmerkung bezüglich der CO2-Vermeidung geraderücken. Ich habe völlig neutral festgestellt, dass die Wasserkraft
    1. umweltfreundlich ist und
    2. die Emission von CO2 vermeiden hilft.

    Eine Negativwertung des CO2 ist damit in keinster Weise verbunden und aus meiner Formulierung weder implizit noch explizit herauszulesen. Gerade bei solchen Formulierungen lege ich jedes Wort auf die Goldwaage, weil ich genau wie Sie dem Märchen vom bösen CO2 keinen Glauben schenke. Wenn Sie meine Texte bei Blogs wie EIKE oder auch hier bei Windland.ch mal durchforsten, werden Sie schnell feststellen, dass ich schon einige Beiträge in diese Richtung geschrieben habe.

    Was dagegen aus meiner Formulierung herauszulesen ist ist die schlichte Tatsache, dass diejenigen, die das CO2 stets verteufeln, sich hier an der eigenen Ideologie versündigen. Eine Tatsache, die ich diesen Heuchlern und Pharisäern mit Freuden unter die Nase reibe.

    Mfg

  3. Kersten Zaar's Gravatar Kersten Zaar
    6. August 2014 - 11:11 | Permalink

    @Klaus Ermecke: Wir nehmen dass hier sehr ernst und besorgt zur Kenntnis, aber leider sind ‚wir‘ noch in der Minderheit, es verdienen zu viel Menschen gut an dem EEG System… zur Zeit herrscht ein nicht endender Diskussionskampf wie bei Don Quijote und seinen Windmühlen. Meine persönliche Entschuldigung gilt und ist ernst gemeint – gleichfalls kenne ich mittlerweile viele deutsche Mitbürger die wahrnehmen auf welchem falschen Weg wir sind. Wird wieder besser – aber wie der Deutsche so ist, er muss erst mal kräftig auf die sprichwörtliche ‚Fresse‘ fallen, bevor er lernt.

  4. 8. Dezember 2014 - 21:17 | Permalink

    Sehr verehrter Herr Emeke,
    ihre Botschaft spricht mir aus der Seele. Vielleicht wäre in dem Bericht manchmal etwas wenig mehr.
    Beim Sparen sollte man auf der Ausgabeseite anfangen, das hab ich getan als ich 1968 wohl als erster mein neues Haus mit einer Wärmepumpen-Systemlösung ausgestattet habe, obwohl damals das Liter Heizöl umgerechnet nur 9 Eurocent kostete und der Nachtstromtarif bei 5 Eurocent pro kWh lag. Mein Nachbar hat damals über mich geschmunzelt aber nur bis 1973, bis zur ersten Energiekrise

    Übrigens hat das Bundesforschungsministerium jetzt die Lösung: Es hat einen Ticket Automaten entwickeln lassen (zu Lasten des Steuerzahlers) der braucht nur halb so viel elektrische Energie wie die jetzigen!

    MfG

  5. Dietl's Gravatar Dietl
    30. Oktober 2016 - 06:44 | Permalink

    Sehr geehrter Herr Fred F. Mueller,
    Zum Thema Wasserkraft + CO2
    Statt CO2 entsteht in den Stauhaltengen leider Methan, und das ist um mehr als das 20fache umweltschädlicher als CO2
    Besten Gruß
    Kurt Dietl

  6. Fred F. Mueller's Gravatar Fred F. Mueller
    10. November 2016 - 22:19 | Permalink

    Sehr geehrter Hr. Dietl,

    bezüglich der Klima-Schädlichkeit von CO2 und Methan sind wir vermutlich sowieso nicht auf der gleichen Wellenlänge. Beim Zerfall organischer Materie entstehen sowohl an Land als auch im Wasser (Weltmeere!) beide Gase. Das sind natürliche Kreisläufe, unabhängig vom Menschen. Als der Weisse Mann in die USA kam, soll es dort nur etwa 1 Mio. Menschen, aber 60 Mio. Büffel gegeben haben, von den ungeheuren Mengen an anderen Widltieren ganz zu schweigen. Vogelschwärme sollen tagelang den Himmel verdunkelt haben. Lesen Sie mal zeitgenössische Beschreibungen. Wenn ich mir das Gejammer der Grünen über Massentierhaltung und Methan von Kühen so anhöre, wie würden die denn die damalige Situation beurteilen?

    Bei Stauhaltungen laufen im Prinzip die gleichen Zerfallsreaktionen ab wie in natürlichen Gewässern gleicher Form und Grösse. Ich glaube nicht, dass die paar Stauseen, die wir haben, in der Gesamtbilanz der Gewässer dieses Planeten auch nur im ppm-Bereich zu Buche schlagen.

    Mfg

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1 Trackback von "Schweizer Arbeitsplätze fallen der deutschen Energiewende zum Opfer"

  1. am 10. September 2014 um 18:48