Am 2. April 2014 hat die UNSCEAR den lange erwarteten Schlussbericht zur Atomhavarie im KKW Fukushima Daiichi veröffentlicht. Diese Zusammenfassung soll die wesentlichen Aussagen des UNSCEAR-Berichts gerafft aufzeigen und einer interessierten Personengruppe zur Verfügung stellen. Der Bericht soll auch Medienschaffenden einen realistischen Überblick über die Vorgeschichte und die radiologische Wirkung der Havarie verschaffen und die gängige Berichterstattung der Massenmedien mit etwas Gehalt bereichern.
Wer in den letzten drei Jahren Berichte der öffentlichen Medien über die Atomhavarie in Fukushima gelesen hat, musste sich regelmässig wundern, welche Irrtümer, Phantasien und Falschinformation gedankenlos verbreitet wurden, nur weil Journalisten die offiziellen Berichte ignoriert oder nicht verstanden haben.
Die japanischen Behörden waren vor, während und lange nach der Havarie mit der Situation überfordert. Der Bericht zeigt, wie wichige politische und technische Belange der japanischen Atomkraftnutzung vor der Havarie nie ernsthaft diskutiert worden sind. Das japanische Chaos vor und nach „Fukushima“ wurde auch schon in anderen Studien diskutiert. Es hat seinen Ursprung in der unterschiedlichen Risikoeinschätzung in der japanischen gegenüber der westlichen Kultur.
„Fukushima“ war nur eine Frage der Zeit
Angemessene Vorbereitungen auf einen möglichen GAU gab es praktisch keine. So waren bis zum 13. März, immerhin 2 Tage nach der Havarie, keine Jodtabletten weder für die Mitarbeiter der TEPCO noch der Bevölkerung verfügbar. Die zum Glück sehr leichte Verstrahlung der Gesamtbevölkerung hätte noch um Faktoren vermindert werden können, wenn die Behörden dieses wichtige Mittel zur Verhinderung der Absorption des radiaktiven Elements Jod in die Schilddrüsen (innere Kontamination) schnell zur Verfügung gestellt hätten.
Jahrzehntelange Reaktionszeit auf bekannte Risiken
Wenn ein Vorwurf der westlichen Atomkraftgegner akzeptiert werden muss, dann dieser: Wie konnte die UNO diesem gefährlichen Treiben jahrelang zuschauen, ohne der Forderung der technischen Nachrüstung nachdruck zu verleihen? Hier hat die Weltgemeinschaft mindestens so kläglich versagt, wie die japanischen Behörden, die diesen fahrlässigen Unterlassungen regelmässig den Segen gegeben hat. Westlichen Experten haben der TEPCO bereits im Jahr 1992 empfohlen, die Nachrüstungen sofort einzubauen, die im März 2011 eine Havarie und Kernschmelze des KKW Fukushima Daiichi hätten verhindern können. Es geschah während fast 20 Jahren – nichts. Das interessante Ende dieses durch die Atomkraftgegner zu Recht formulierbaren Arguments: Er wurde weder damals noch heute je gehört. Atomkraftgegner waren und sind nicht an einem sicheren Betrieb von Atomkraftwerken interessiert. Sie wollen sie einfach abschaffen. Und das tun sie mit den Mitteln die sie mit ihren Möglichkeiten fassen können: Panik und Falschaussagen verbreiten. Sie sind keine valablen politischen Partner, weil sie eine Fähigkeit zum ernsthaften Disput nicht besitzen, nicht besitzen wollen. Ihr Ziel ist für Aussenstehende nicht auf den ersten Blick klar ersichtlich. Vermutlich wollen die führenden Kräfte der Atomkraftgegner einfach die Gesellschaft in ihrem Sinn verändern und haben sich die Energiefrage als Schlüssel zur funktionierenden Gesellschaft als Mittel zum Zweck gewählt. Für eine sinnvolle umgesetzte Energiewende sind sie die denkbar schlechtesten Gesprächspartner.
Ist Fessenheim, Mühleberg, Beznau usw … auch eine Gefahr?
Diese Kernkraftwerke kamen in der Folge der Havarie in Fukushima in die Kritik. Sie seien „auch sehr alt“ und teilweise „baugleich“ mit dem havarierten KKW Fukushima. Um es hier klar aber deutlich zu sagen: In der Frage der Sicherheit gibt es keine Parallelen zwischen obigen KKW und dem havarierte Fukushima Daiichi. Die Restrisiken von Fessenheim und Konsorten sind professionell errechnet, die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Stand der heutigen Technik. Es gibt keine solchen Erdbeben, keine solchen Tsunamis, keine falsch konstruierten Notstromgruppen, keine fehlenden Rekombinatoren, um nur die wesentlichsten Unterschiede zu nennen.
Der Bericht als Zusammenfassung der Essenz
(Seite 77) „The Committee did not assess non-radiation-related health effects, which vary in their symptoms and degree of severity. For example, more than 50 hospitalized patients were reported to have died either during or soon after evacuation, probably because of hypothermia, dehydration and deterioration of underlying medical problems [T4]. Many people have been suffering from distress caused by the earthquake, tsunami and nuclear accident, and may also have been exposed to various hazards that have given rise to physical symptoms of disease.Übersetzung: „Das Kommittee beurteilte keine nicht-radiologischen Gesundheitseffekte, welche sich in ihren Symptomen und dem Schweregrad stark unterscheiden. Zum Beispiel starben während oder kurz nach der Evakuation 50 hospitalisierte Patienten wahrscheinlich wegen Unterkühlung, Austrocknung oder Verschlechterung der zugrunde liegenden medizinischen Probleme.“„Mental health problems and impaired social well-being were the major health impacts observed following the accident. They were the results of understandable reactions to the enormous impacts of the earthquake, tsunami an d nuclear accident, as well as fear an d stigma associated with radiation exposure. Psychological effects, such as depression and post-traumatic stress symptoms, among the public have been observed and may have serious health consequence.“Übersetzung: Psychische Probleme und die Beeinträchtigung des sozialen Wohlbefindens waren die wichtigsten Auswirkungen auf die Gesundheit nach dem Unfall. Sie waren die verständliche Reaktion auf die enormen Belastungen durch das Erdbeben mit den darauffolgenden Tsunami und des anschliessenden nuklearen Unfalls. Dazu kam die Angst vor einer Stigmatisierung durch die Strahlenbelastung. Psychologische Effekte, wie Depression und posttraumatische Stresssymptome, wurden in der Öffentlichkeit beobachtet und können ernsthafte gesundheitliche Folgen haben.
Betrachtung der Risiken bezogen auf die einzelnen Varianten von Krebserkrankungen
(Seite 78) „Direct in vivo measurements of radioiodine in the thyroid have indicated lower doses than estimated in the Committee’s assessment (see paragraph 117). As explained in appendix E, most of the absorbed doses to the thyroid were in a range for which an excess incidence of thyroid cancer has not been observed in epidemiological studies. Nevertheless, doses towards the upper bounds of the ranges could imply an increased risk for individuals that among sufficiently large population groups might lead to discernible increases in the incidence of thyroid cancer due to the radiation exposure. The WHO estimates of the relative risk of thyroid cancer due to radiation exposure from the accident [W12] are consistent with the results of the Committee, assuming a linear dose–response relationship for absorbed doses to the thyroid below several hundred milligrays. Information on dose distributions was not sufficient for the Committee to draw firm conclusions as to whether any potential increased incidence of thyroid cancer would be discernible among those exposed to higher thyroid doses during infancy and childhood. The occurrence of a large number of radiation-induced thyroid cancers as were observed after the Chernobyl accident can be discounted because doses were substantially lower.“
„The lifetime baseline incidence of leukaemia in Japan is about 1 in 200 or 0.5%, and for childhood leukaemia around 1 in 1,500 or about 0.07% [I7]. The risk of leukaemia induced by irradiation has been assessed previously by the Committee for the general Japanese population [U9]. The lifetime risk due to exposure for children aged 0 to 9 years receiving an absorbed dose to the red bone marrow of 1 Gy was estimated to be in the range from 0.11% to 0.85%. After infants are exposed, most of the risk of leukaemia would be expressed during childhood. For the FDNPS accident, the Committee estimated absorbed doses to the red bone marrow of up to about 10 mGy in the first year for both the settlement averages for infants who were evacuated and the district averages for infants in the non-evacuated areas. The WHO estimates of the risks of leukaemia due to radiation exposure from the accident [W12] are consistent with the previous general assessments of the Committee. Considering the exposures and risks, and the size of the exposed group, any increase in childhood leukaemia is not expected to be discernible.“
„The lifetime baseline risk of breast cancer among Japanese females is about 5.5% [W12]. For a hypothetical exposure of the general female Japanese population with an absorbed dose to the breast of 100 mGy, the Committee calculated previously a lifetime risk of breast cancer due to the irradiation of about 0.3% [U9]. The assessment of the difference in risk from childhood exposure compared to adult exposure depends on the model used [U16]. In some studies the breast cancer risk after exposure as a child is a factor of three to five times higher than after exposure as an adult [U16].
The Committee estimated settlement-average absorbed doses to the breast of girls before and during the evacuation to be less than 10 mGy. The Committee does not expect that any radiation-induced increase in breast cancer incidence will be discernible.“
„The prenatal exposure resulting from the accident at FDNPS is not expected to increase the incidence of spontaneous abortion, miscarriages, perinatal mortality, congenital effects or cognitive impairment. However, the Committee has previously estimated that absorbed doses in utero of about 10 mGy may lead to an increased incidence of cancer during childhood, especially of leukaemia (with a relative risk of 1.4) [U7]. It cannot be excluded that a small number of pregnant women had absorbed doses to the uterus of about 20 mGy, perhaps doubling the risk of leukaemia for their unborn children. However, the number of pregnant women involved was relatively small and childhood cancer is a rare disease. Thus it is expected that any increase of the risk would not lead to a discernible increase in the incidence of child hood leukaemia or other childhood cancers.“
Gibt es mehr Schilddrüsenkrebs wegen der erhöhten Radioaktivität?
„Drei Jahre nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist die Krebsrate bei Jugendlichen aus der Region 30 Mal höher als im Rest Japans. Bei einer Untersuchung von 270.000 Jugendlichen seien 74 Fälle von Schilddrüsenkrebs entdeckt worden, sagte Isamu Takamatsu zum Auftakt der Europäischen Aktionswoche „Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukushima“ am Freitag in Dortmund. Takamatsu ist Mitglied des japanische Ärztenetzwerks zum Schutz von Kindern vor Radioaktivität.“
(Seite 79) „Thyroid ultrasound examinations were to be made for all individuals in Fukushima Prefecture who were aged 18 years or younger on 11 March 2011 (about 360,000) and were expected to be completed within 3 years (by March 2014). Thereafter, children would undergo thyroid examinations every 2 years until age 20 and every 5 years thereafter [Y5]. By the end of July 2013, about 175,000 children living in Fukushima Prefecture had receive d thyroid examinations using modern, highly sensitive ultrasound equipment [F3]. Thyroid nodules had been detected in about 1% of those surveyed and thyroid cysts in about 40% of those surveyed. A survey, using similar equipment, of about 4,000 children and adolescents had also been made in the prefectures of Aomori, Yamanashi and Nagasaki [T5] which were largely unaffected by the accident; the observed incidence of thyroid nodules and cysts there was even larger than that observed in Fukushima Prefect ure. This indicates that the high detection rate of nodules and cysts in all of these surveys is a consequence of the intensive screening and the highly sensitive nature of the equipment being used, and not of additional radiation exposure resulting from the accident.“
Keine Toten, drei Verletzte
„Three contractor workers were hospitalized in March 2011 after the skin of their feet and lower legs were exposed to contaminated water in a turbine building. The Committee confirmed that the dose estimates by TEPCO were far below the threshold for skin damage and they were released from hospital after four days with no expectation of significant long-term harm.“
13 Arbeiter erhalten sehr hohe Dosen von bis zu 12 Gy (12 Sievert)
„(Seite 80) Thirteen workers were estimated to have received absorbed doses to the thyroid in the range of 2 to 12 Gy from inhalation of 131 I, with an average dose of about 5 Gy. Given the magnitude and inherent uncertainties in these dose estimates, the Committee cannot preclude the possibility of hypothyroidism in the more exposed workers; the likelihood of such effects is, however, low. Risks for circulatory disease due to radiation exposure among the workers who were most exposed is very low. The Committee had insufficient information on exposures of the eye lens of workers from beta radiation to reach an in formed judgement on the risk of cataracts.“
Schlussfolgerung
Bild aus dem UNSCEAR-Bericht: Fische kann man schon lange wieder ohne Einschränkung konsumieren. Die „Kontamination des Meeres“ ist kaum mehr nachzuweisen und vollständig unbedenklich.
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