Sind Kleinwindräder sinnvoll?

Warnung vor unseriösen Anbietern

Davon gibt es wesentlich mehr als von der seriösen Variante. Geschäftemacher im In- und Ausland werden nicht müde, Kleinwindräder als Alternative zu Photovoltaik oder Sonnenkollektoren zu verkaufen. Die Eigenheimbesitzer werden mit wunderschönen Versprechungen und Hochglanzprospekten dazu gebracht, Kleinwindanlagen aller möglichen Bauarten und Grössen zu kaufen. Damit es schön billig ist, werden Bausätze vertrieben, die dann den Strom des gesamten Haushalts herstellen sollen. Selbstredend wird dabei immer von der idealen Situation ausgegangen und es wird immer mit der „Jahresstrommenge“ argumentiert, wie bei den Krämern der grossen Schwestern der Kleinpropellermaschinen. Die Jahresstrommenge sagt aber kaum etwas Entscheidendes über die notwendige Versorgung aus. Wer sich einbildet, damit je einen Topf Wasser zum Kochen bringen zu wollen, der wird spätestens nach dem ersten Betriebsjahr ernüchtert feststellen, dass er ein gesundes Rohkostjahr absolviert hat. Wer dann noch die Rechnung macht, stellt fest, dass er für das bisschen unbrauchbaren Strom in etwa das zehnfache des normalen Strompreises bezahlt hat. Ohne Hoffnung auf Besserung.

Alle Angebote haben die zentrale Gemeinsamkeit, dass die positiven Aspekte überhöht und beschönigt dargestellt werden, während die negativen Aspekte schlicht ignoriert werden. Eine Gruppe von Wissenschaftlern hat sich nun diesem Problem angenommen und ist der Sache im Detail auf die Spur gegangen.

Power Electronics Reliability Comparison of Grid Connected Small Wind Energy Conversion Systems (Vergleich Zuverlässigkeit von stromnetzgekoppelten Kleinwindanlagen)

Die Studie befasst sich mit den verschiedenen Typen der Kleinwindkraftwerke und zeigt auf, welche Elemente und Bauarten dafür bekannt sind, nicht zu funktionieren. Es hat jetzt keinen Sinn, die in englisch gehaltene Studie vollständig zu übersetzen. Aber es ist wichtig, dass die Interessenten solcher Anlagen einige exakte Aussagen zur Betriebssicherheit und den Kosten solcher Anlagen erhalten. Die Produzenten und Verkäufer sind nicht daran interessiert, den Kunden eine funktionierende, günstige Anlage zu verkaufen. Sie sind lediglich an kurzfristigen, nicht nachhaltigen Gewinnen interessiert. Die Gefahr der Desinformation ist nicht nur riesig, nein, sie ist als systematisch zu bezeichnen. Denn in den meisten Fällen scheitert eine solche Anlage spätestens beim fehlenden Wind. Eine ehrliche Beratung kann man von solchen Verkäufern beim besten Willen nicht erwarten.

In der Schweiz genügen 3m/s Wind als Bewilligungsgrund

Wie komplett verfahren die Situation in der Schweiz ist, zeigt die in der Raumplanung des Kantons Aargau auftauchende Mindestwindgeschwindigkeit für Kleinwindanlagen. Lumpige 3m/s sollen genügen, um aus solchen Maschinchen einen sinnvollen Beitrag an die Stromversorgung zu erbringen. Kein Windkraftexperte würde auf eine solche Abstruse Idee kommen, bei sich zu Hause eine solch teure Anlage aufzustellen, wenn da nur 3 Meter pro Sekunde Wind vorhanden sind. Ganz anders verhält es sich bei den Kunden dieser „Experten“. Da fallen alle Hemmungen schnell, wenn es um ein feines Geschäft geht. Solche „Spezialisten“ gibt es zu Hauf in der Schweiz. Immer dann, wenn sie daraus einen finanziellen Vorteil bekommen, fallen die kritischen und ethischen Grundsätze wie Blätter im Herbst. Die Kunden werden reihenweise über den Tisch gezogen.

In obiger Studie wird empfohlen, die Zuverlässigkeit auf Basis einer „schwachen Bewindung“ vorzunehmen. Schwache Bewindung bedeutet für diese ausgewiesenen Spezialisten aber 6 Meter pro Sekunde und zeigt schnell auf, dass die Werte in der Schweiz opportunistisch geschönt sind. Wie immer, wenn es um Windkraft geht.

„Thus in order to achieve economic feasibility, it is extremely important to investigate the reliability at low wind speed regime. Generally rated power of a wind turbine system is considered before deployment of a wind energy conversion system even though mostly the wind turbine operates at a fraction of the rated power. As a result, reliability at low wind speed regime are an important aspect from a system for high penetration of wind power to the community. This realistic assumption  leads to determine the reliability for a wind speed of 6 m/s.

Es geht offensichtlich weder den Politikern dieses Landes noch während neun Jahren grundausgebildeten Kunden die Logik in den Schädel, dass Windkraftwerke den gewünschten Strom aus dem lokal vorhandenen Windaufkommen machen. Deshalb sei es noch einmal deutlich gesagt:

  • Drei Meter Wind pro Sekunde ist praktisch kein Wind, enthält wenig Energie.
  • Sechs Meter Wind pro Sekunde ist wenig Wind, enthält aber bereits die achtfache Energie die in den drei Metern Wind pro Sekunde enthalten sind.
  • Der vom Hersteller versprochene Wirkungsgrad* der Anlagen wird nicht bei bescheidenen 3m/s Wind erreicht, sondern erst bei ca. 8 Meter pro Sekunde.
  • Die sogenannte Windverteilung (Weibull) ist erst wichtig, wenn überhaupt mal genügend Wind nachgewiesen ist. Damit wird dann die genauere ökonomische Situation errechnet.

Wenn man eine kleine Chance haben will, Strom aus Wind zu generieren, achte man auf eine jahresdurchschnittliche Mindestwindgeschwindigkeit von mindestens 6 Meter Wind pro Sekunde. Das gilt übrigens auch für die grossen Windkraftwerke.

*Bestes Verhältnis zwischen im Wind enthaltener Energie und von der Anlage ans Netz abgegebenem Strom.

 

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