Die Fachtagung stand unter dem Thema „Dialog zwischen Windkraft und Natur“. Die gewählte Strategie der ProNatura Schweiz ist „Retten, was zu retten ist“. Dafür ist sie bereit, mit der Suisse Eole praktisch jeden Deal einzugehen, den man sich nur vorstellen kann. Es ist die Strategie eines Gefolterten, der seine Pein nun endlich los sein will, koste es, was es wolle. Dass diese Strategie in eine komplette Vereinnahmung der ProNatura Schweiz durch die Windradlobby führen musste, war schon lange klar. Noch an der letzten Delegiertenversammlung haben ein paar kantonale Sektionen der ProNatura diesen Weg kritisiert. Offenbar vergebens.
Die jetzt durchgeführte Fachtagung war thematisch und ideologisch bereits klar abgesteckt. Das Wort „Dialog“ wurde nur noch für eine schleichende Annäherung zwischen Suisse Eole und ProNatura verstanden. Eine Opposition GEGEN den unkontrollierten Bau von Windkraftanlagen wurde im Keim erstickt. Der kümmerliche Rest der „Sieben Aufrechten“ konnten eigentlich nur noch das Fähnlein einziehen und zusehen, wie sich eine einst angesehene Naturschutzorganisation für den faulen Kompromiss prostituiert.
Die am 31. August im ehrwürdigen Rathaus Bern durchgeführte Tagung hat aber auch einige wertvolle Beiträge erlebt. Zu erwähnen ist hier der Vortrag von Fränzi Korner-Nievergeld, eine ausgewiesene Biologin, die zum Thema Fledermäuse einen Vortrag auf europäischem Niveau gehalten hat.
Kollateralschäden sind akzeptabel – man muss sie nur wissenschaftlich umschreiben!
Sie weist nach, dass mit verschiedenen Verfahren das Schlagrisiko für Fledermäuse stark gemindert werden kann. Mit einem mathematisch ausgeklügelten Verfahren werden die Windkraftwerke so gesteuert, dass sie beim grössten Schlagrisiko den Betrieb einstellen. Der leidige Kompromiss zwischen Betriebsgewinn und Tötung von Fledermäusen hat einen etwas skurrilen Kollateralschaden von „akzeptierbaren“ zwei toten Fledermäusen pro Jahr und WKA ergeben.
In Rudolf Rechsteiners erträumtem Wind-Europa sind das – man muss sich das vorstellen – Drei Millionen und Vierhunderttausend Fledermäuse pro Jahr. In Zahlen: 3’400’000. Und auch das nur, wenn diese fantastische Schutzvorrichtung überhaupt angewendet wird. Denn wird sie NICHT angewendet, steigt diese Zahl sofort auf das Zehnfache! Auch wenn man diese Windfantasieen nicht in die Realität bringen kann, sind das immer noch zwei Fledermäuse ZU VIEL, wenn man an den fehlenden Nutzen solcher Technik denkt.
Wer jetzt das Gefühl hat, dass diese Aussage ein Murmeln oder wenigstens das eine oder andere Räuspern im ehrwürdigen Saal provoziert hätte, der irrt sich gewaltig. Die Umweltschützer nahmen das Todesurteil für manchen Abendsegler still zur Kenntnis. Die auch anwesenden Windbauern haben bei diesem hervorragenden Vortrag sowieso nur die Worte „Abschaltung“ und „Betriebsausfall“ gehört.
Intelligente Netze für den teuren Traum einiger Spinner
Erwähnenswert ist auch der Vortrag von Andrew Paice, ABB. Seinen Ausführungen zu theoretischen, geplanten und teilweise schon umgesetzten Lösungen zum Thema Smart Grid, also die intelligente Verteilung von Strom aus dezentralen Produktionsanlagen, war sehr interessant. Was dabei leider gefehlt hat, ist die Kostenschätzung solcher Lösungen. Solche Netze sind nicht gratis zu haben. Es müssen Billiarden von Euro für die Planung, den Bau und auch den Unterhalt aufgewendet werden. Dies führt über kurz oder lang zum von den Grünen herbeigewünschten Ziel einer massiven Stromverteuerung. Ob die Bevölkerung und die Wirtschaft hierzu oppositionslos Hand bieten werden, ist mehr als fraglich. Den Lieferanten des „Smart Grid“ ist es auf jeden Fall recht.
Man ist DAFÜR, aber warum eigentlich?
Die Vorträge der opponierenden Gruppen innerhalb der Pro Natura waren leider etwas mutlos. Es zeigt sich, dass der alte Geist der Antiatombewegung immer noch der Leitgedanke der basler Zentrale der wichtigsten Umweltorganisation darstellt. Man lässt lieber kollektiv die Hosen herunter, als dass man einer umweltzerstörerischen Windradlobby endlich berechtigterweise die Stirn bietet.
Einbahnfragen erlaubt
Um den Schein eines echten Dialogs aufkommen zu lassen, konnte man des öftern Fragen stellen. Für die Beantwortung der Frage nach dem Nutzen von Windkraftanwerken für die Natur konnte niemand antworten. Sie hätte vielleicht den notwendigen Paradigmenwechsel einläuten können. Die Frage nach dem Nachweis der CO2 – Reduktion wurde vom Geschäftsführer der Suisse Eole etwas schlacksig und mit einem leicht ärgerlichen Unterton kommentiert:
„Es gibt viele Dokumente, die das belegen, sie wissen das Herr Merkli!“
Die Antwort erinnerte mich spontan an repetitiv wiederholte Äusserungen des Hauptmediums im Aargau, das zur Qualität des Windes in der Schweiz mit der Floskel „es hat genug Wind“ der demokratischen Verpflichtung nach Informationsverteilung nachkommt.
Damit war das Thema abgeschlossen, denn der Geschäftsführer der Suisse Eole musste solche Aussagen noch nie belegen. Er weiss sich in der Gnade des Glaubens einer treuen, von diesem Glauben finanziell abhängigen Anhängerschaft. Der „Zentralrat“ hat zwei Wochen vor dem Anlass auf die Beweisführung der marginalen CO2 Wirkung verzichtet. An dieser Fachtagung sagt der Zentralsekretär der Pro Natura dazu lediglich noch:
Herr Rigassi hat die richtigen Zahlen …
Am Schluss der Gipfel
Wie bei jedem gut arrangierten Gericht wurde auch an diesem Anlass der Dessert am Schluss präsentiert. Geri Müller, er muss hier namentlich erwähnt werden, weil er doch Bundesratskandidat und Goalie beim FC Nationalrat ist, durfte den Schlusspunkt mit einer zugegebenermassen abwechslungsreichen und interessanten Schlussrede halten. Er war als „Schiedsrichter“ der Tagung anwesend und hat gut aufgepasst, was die Opposition nicht hat sagen dürfen. Immerhin nahm er die Kardinalsfrage des Böfei auf und hat sie stellvertretend für die Pro Natura beantwortet, oder besser gesagt, „in Nichts aufgelöst“:
Ich glaube es ist NICHT die Frage, ob Windkraft der Natur etwas bringt, sondern …
Und nun folgen die Floskeln aus „Grün gewinnt“, die übliche Angstmacherei mit Peak-Oil, drohenden Resourcenkriegen, ausgehendes Uran, der schon bei der Drucklegung veralteten Broschüre der Energiestiftung zum Thema Energie und all dem anderen, durch jeden Fünftklässler widerlegbaren Blödsinn, der nur deshalb immer wieder herangezogen werden muss, weil der Atomkraftgegner keine sinnvollen Argumente gegen den Böfei findet. Das Prinzip „Glauben macht selig“ wird diesen Typus Politiker immer wieder zu mentalen Höchstleistungen des theoretischen Gegackers führen.
Im Hühnerstall wird währenddessen euphorisch genickt und Geklatscht. Der ehrwürdige Saal verwandelte sich an diesem 31. August 2010 in einen denkfreien Raum.