Naturama Aarau: Wieviel Gegenwind hat die Windenergie im Aargau?

Am 27. April um 2000 Uhr hat die Podiumsdiskussion um die Frage der Windenergienutzung im Kanton Aargau stattgefunden. Unter der Leitung von Herbert Bühl und einer Einleitung durch Prof. Hans-Christoph Binswanger vom Institut für Wirtschaft und Ökologie der Universität St. Gallen, diskutierten Fachleute über diverse Aspekte dieses Themas.

Der alte Mann und der Wind

Professor H.C. Binswanger hat in seinem längeren Eingangsreferat Klartext gesprochen. Windenergienutzung sei in der Schweiz keine Option. Es herrsche zu wenig Wind. Die Schweiz sei eben ein eindeutiges Wasserland. Eine grössere Bedeutung für die Landesversorgung der Schweiz spricht Binswanger der Windenergie vollständig ab. Abgesehen von einer einzigen Anlage, die an einem ungewöhnlichen Ort über genug Wind verfügt, in Colonges VS, sei die Windenergie deshalb für die Schweiz abzulehnen. Für die Landschaft sei sie eine Belastung. In einer Güterabwägung sei Windkraft gegen die Werte der Landschaft im Hintertreffen, weil mit den schweizerischen Verhältnissen keinesfalls ein spürbarer Anteil Strom zur Verfügung gestellt werden könne. Unter 6m/s Wind auf 50 Meter über Grund sei daher auf Baugesuche gar nicht erst einzutreten.
Trotz seines fortgeschrittenen Alters von 80 Jahren hat H.C. Binswanger noch einmal bewiesen, dass er die ökonomischen Fragen der Energiepolitik aus dem FF beherrscht und über eine erstaunliche Übersicht über das aktuelle Geschehen verfügt.

Das Podiumsgespräch

Zuerst wurde den Teilnehmern des Podiums die Möglichkeit einer Reaktion zu den Ausführungen von Prof. Binswanger ermöglicht. Die Behördenvertreter übten sich verständlicherweise in vornehmer Diplomatie während die Windradfreunde aus dem Vollen schöpften und vor Allem Werbung für das Windfest Heitersberg machten. Der Vertreter der Windradlobby führte die wohlbekannte Liste der unbewiesenen Behauptungen der Windradlobby vor. Ein mehrheitlich windradfreundliches Publikum gab seine stille Zustimmung. Ein positiver Aspekt war die gute und sehr neutrale Gesprächsleitung von Herbert Bühl, Direktor des Naturama Aarau.

Die Teilnehmer

  • Werner Leuthard, Leiter der Fachstelle für Energie im kantonalen Departement für Bau, Verkehr und Umwelt
  • Michael Kaufmann, Vizedirketor des Bundesamt für Energie und Leiter Programm Energie Schweiz
  • Thomas Leitlein, Präsident Förderverein Windenergie Aargau und engagierter Windkraftbefürworter, Geschäftsleiter der Luventa GmbH
  • Daniel Schaffner, Geschäftsführer Jurapark Aargau
  • Johannes Jenny, Geschäftsleiter ProNatura AG
  • Christof Merkli, Präsident IG Windland, Autor windradkritischer Berichte in diesem Blog

Das Bundesamt für Energie im Erklärungsnotstand

Michael Kaufmann musste dem Referat von Hans Christoph Binswanger zustimmen, nicht ohne noch bemerken zu müssen, dass die komparativen Kosten kein Grund seien, keine Windenergie in der Schweiz herzustellen. Er zog dabei den Vergleich mit Weizen, der unter diesen Umständen auch nicht in der Schweiz hergestellt würde. Hier begeht Michael Kaufmann allerdings einen fatalen Denkfehler. Während die Weizenproduktion als kritisch für die Landesversorgung betrachtet werden muss, die aus diesem Grund auch mehr kosten darf, ist die Windenergie nicht nur unkritisch, sondern wie wir das im Referat von Professor Hans-Christoph Binswanger eindrücklich geschildert erhielten, als „für die Stromproduktion der Schweiz unerheblich“ einzustufen. Vereinfacht erkennt man hier die Logik der Windradlobby. Ein Weizenfeld wird mit einer Windenergieanlage verglichen. Da kann man schon von „beruhigender Wirkung“ reden – im Falle des Weizenfeldes mit Bestimmtheit.

Persönliche Abrechnung

Ein Referent hat sich dazu entschlossen, noch einmal allen Anwesenden damit gehörig Angst zu machen, dass die Welt bald untergehen würde, wenn wir nicht endlich mit dem massiven Einsatz von flächendeckender Erneuerbarer Energie beginnen würden. „Wir HABEN Wind“ hat er eindrücklich betont und mich daran erinnert dass auch ein Furz „Wind haben“ ist.
Der Geschäftsleiter der Luventa GmbH (Firma für die Vermittlung von Investoren für die Windszene) hatte dann auch noch einen Auftritt als wilder Rächer und beschuldigte die Podiumsmitglieder Johannes Jenny und Christof Merkli diverser schrecklicher Vergehen gegen die lieben Windradfreunde und die Natur. Die Antworten waren entsprechend kurz und bündig.

Treten an Ort

Es war von Beginn wegt absehbar, dass an diesem Gespräch Behauptung um Behauptung herumgereicht würde. Da solche Gespräche nie die notwendige Tiefe erreichen können, ist es fraglich, ob über das Mittel „Podiumsdiskussion“ wirklich ein informeller Beitrag an die öffentliche Diskussion geleistet werden kann. Die IG WINDLAND hat deshalb HIER eine Übersicht über die Aussagen und deren Belege vorbereitet.

Das Göttliche kann man glauben, das Weltliche muss man wissen

Die Kommentare sind geschlossen.