Windenergie Heitersberg: Wenn Schlitteln und Wandern gefährlich wird

Die Bedingungen, dass der geplante Windpark ein Vereisungsproblem hat, sind mehr als gegeben: Schon bei den fraglichen Windmessungen wurde die Vereisungsgefahr offensichtlich. Im Winter liegt regelmässig Rauhreif auf den Wiesen und bildet sich in den nahen Bäumen. Zeitweise ist der Boden komplett bedeckt mit kleinen Eiskristallen, die an den Ästen wachsen und dann herunterfallen. Wolken streifen knapp über den Heitersberghügel und bilden damit die potenteste Quelle der Vereisung, die sich auf den Flügeln der Windräder festsetzt und zu kiloschweren Geschossen heranreift.

Es liegt Gefahr in der Luft

Zur Beurteilung der Situation auf dem Heitersberg ziehen wir die Ergebnisse der „Testsite Gütsch“ ob Andermatt zu Rate. Hier wurde eine Enercon mit einem Rotordurchmesser von 40 Metern und einer Nabenhöhe von 50 Metern auf Eis und Wurf getestet. Folgende Grafik legt das Ergebnisgitter der gefundenen Eisstücke auf den wahrscheinlichsten Ort einer Windkraftanlage auf dem Heitersberg* und vergrössert die Wurfdistanz gemäss den standardisierten Berechnungen auf 250 Meter (Gütsch: 92 Meter). Zuerst mal ohne die Hauptwindrichtung anzupassen, die auf der Gütsch von derjenigen auf dem Heitersberg stark abweicht:

Man sieht hier den Schwerpunkt des Wurfziels auf dem Acker von Dölf Wyler. Der Wanderweg ist leicht betroffen, muss aber aus Sicherheitsgründen durch die Gemeinde gesperrt werden. Bereits in diesem Szenario sieht man eine mittlere Gefährdung des beliebten Schlittelhügels „Hüttliacher“. Schlitteln wird bereits zur Gefahr. Aber die Windrichtung stimmt nicht mit der Realität überein. Dazu müssen wir die Windrose um ca. 60 Grad im Urzeigersinn drehen:

Nun wird es offensichtlich: Neben der gleichbleibenden Gefahr für alle Gehwege (Inventar historische Verkehrswege, kantonale Bedeutung) wird die Auswirkung auf die Schlittelpiste massiv erhöht. Schlitteln wird lebensgefährlich und auch eine mutige Kinderbetreuerin kann hier die Verantwortung nicht mehr übernehmen. Es wäre eine grobfahrlässige Handlung hier mit Kindern zu spielen. Der Aufenthalt in dieser Gegend wird zum Spiessrutenlauf. Es gibt keinerlei Vorwarnung.

18 KW – Heizung in der freien Natur

Die Rotorblätter der geplanten Enercon 82 verfügen über starke Heizelemente, die bei Eisbefall und nach dem Abschalten der Anlage in Betrieb genommen werden. Der Stromverbrauch von mehreren Haushalten ist notwendig, um die häufigen Heizzyklen der Riesenanlage zu betreiben. Der Strom dazu wird aus dem nahen Mittelspannungsnetz der Elektra Remetschwil bezogen – der klassische europäische Strommix aus Atom-Wasser-Kohle und Gasstrom. Das kann auch in der sehr flexiblen Auslegung der Ökoszene nicht mehr als „grün“ bezeichnet werden. Gemäss den Forschungsergebnissen auf der Gütsch müssen oft mehrere Heizzyklen von je 1.5 Stunden Dauer durchgeführt werden, bis die Enteisung abgeschlossen ist.

Fällt das Eis einfach „gerade runter“?

Beim Heizvorgang steht die Anlage – sie hat vorher durch ausgeklügelte Sensortechnik erkannt, dass sich Eis auf den Rotorflächen gebildet hat. Wenn jetzt Eisbrocken abfallen, können sie durch den Wind immer noch bis zu 100 Meter weit weggetragen werden.

Das grösste Problem sind aber die Zwischenzyklen. Nach einer bestimmten Zeit, nimmt die Anlage automatisch wieder den Betrieb auf. Die angetauten Eisstücke werden jetzt mit Wucht weggeschleudert und erreichen die theoretische Distanz von ca. 250 Metern (abhängig von der Höhe der Anlage). Diese Situation ist eigentlich die gefährlichste. Hier fliegen die grössten Brocken weg: Bis zu mehreren Kilogramm vor dem Aufprall – absolut tödlich beim Auftreffen auf ein lebendes Wesen. Die Aufprallgeschwindigkeit kann bis über 300 KM/h betragen (Es gibt Quellen, die von höheren Geschwindigkeiten ausgehen, was wir aber als eher seltenes Ereignis betrachten).



Auf der Gütsch wurden Eisbocken von 1.8 Kg Gewicht gefunden. vor dem Aufprall waren sie noch schwerer. Es wird ein Sicherheitsabstand von mindestens 300 Metern zu Wanderwegen und Sportplätzen notwendig.

* Würden wir für diese Studie den Standort als Basis nehmen, der durch die Initianten des Windpark Heitersberg propagiert wird (neben der Jägerhütte, auf dem Wanderweg zum Egelsee), wäre das Kerngebiet des häufigsten Eiswurfes genau auf dem Wanderweg.

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