Der Wert der Landschaft

Bei Windkraftprojekten gibt es verschiedentlich Hinweise, dass die Projekte kaum wirtschaftlich interessant wären, wenn die Subventionen entfallen würden. In der Schweiz liegt der Hauptgrund darin, dass die vorhandenen Windgeschwindigkeiten – der wichtigste Hauptfaktor für die effiziente Stromproduktion – zu gering sind. Äussern nun eventuell vorhandene Projektgegner diese Tatsache, wird oft lapidar darauf hingewiesen, „dass die Betreiber ein eigenes Interesse daran haben, dass die Produktion rentabel sei“ womit die Diskussion dann ein etwas schal anmutendes Ende hat. Kaum jemand denkt daran, dass bei einem Windkraftprojekt der  Erholungswert und die Ästhetik der Landschaft in Mittleidenschaft gezogen wird und deshalb dafür auch ein „Preis“ berechnet werden muss. Die Wertminderung der Landschaftsnutzung für einen grossen Teil der Bevölkerung darf nicht für einen rein privatwirtschaftlichen Zweck übergangen werden. Bei der Berechnung zur Kosten – Nutzen – Analyse von Windkraftwerken wird dieser wichtige Faktor bisher übersehen.

Der Wert der Landschaft

In diesem Artikel will ich diese Frage unter Zuhilfenahme von bereits vorhandener Literatur betrachten. Es sollte doch möglich sein, für die Landschaft eine monetäre Summe ausweisen zu können. Eine Summe, mit der der fehlende Faktor für die Kosten – Nutzen – Analyse und damit die eigentliche Wirtschaftlichkeitsrechnung näher an die wirklichen Kosten gebracht werden könnte.

Wenn man an diese Frage herangeht, hat man zuerst den falschen Eindruck, dass das Thema noch kaum jemanden interessiert hat. Weit gefehlt! Neben dem hier veröffentlichten Artikel des ehemaligen Geschäftsleiters der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, Hans Weiss (NZZ vom 24. März 2011), gibt es ein interessantes Dokument des SECO, das eine ganz klare Aussage dazu macht. Während Hans Weiss die Notwendigkeit zur monetären Bewertung der Landschaft argumentiert, findet man im Dokument der SECO eine Summe: 68 – 79 Milliarden CHF. Die Wirkung einer „Verschlechterung der Landschaftsqualität“ wird eindrücklich aufgezeigt: Der Tourismus leidet, was dann auch die Rechnung für die Volkswirtschaft in den Boden reisst. Im Originalton liest sich das so:

… die Tourismusausgaben sinken, weil die Touristen nicht mehr kommen, weniger lang bleiben oder weniger ausgeben …

Die obigen 68 – 79 Milliarden CHF sind keine hochgegriffene Phantasiezahl. Es ist gemäss SECO eine Minimaleinschätzung. Das wird in besagtem Dokument folgendermassen formuliert:

Dieser Wert ist als Minimalschätzung zu verstehen, da er nur die Zahlungsbereitschaft der Landschaftsreisenden in die Schweiz umfasst. Dazu kommen jedoch noch Existenz- und Optionswerte (Wertschätzung der übrigen Bevölkerung und potenzieller Schweizreisender) und Vermächtniswerte (Wert für künftige Generationen).

Die Auswirkung von Windkraftwerken sind enorm

Wieviele Windkraftwerke werden benötigt, um die Qualität einer Landschaft zu verändern? Man kann hier klar sagen: Je sichtbarer, also höher und dominanter die Windräder gebaut werden, desto weniger Anlagen werden für eine auffällige Wirkung benötigt. Eine einzige Anlage mit 200 Metern Gesamthöhe kann über das halbe Mittelland gesehen werden. Da also bereits mit wenigen Anlagen ein extrem negativer Effekt auf die Landschaft erzielt wird, sind die Kosten pro Anlage entsprechend gross.

Auf der Basis dieser Daten muss davon ausgegangen werden, dass der geplante Bau von hunderten bis tausenden von Windkraftanlagen einen massiven Einbruch für die Tourismusbranche zur Folge haben muss. Da nützt es auch nichts, wenn die paar wenigen Windradenthusiasten fest darauf bestehen, dass sich diese Anlagen „harmonisch in die Landschaft einfügen“ sollen. Das Gros der mit gesundem Menschenverstand ausgestatteten Touristen wird keine Ferien in der verspargelten Landschaft der Schweiz machen wollen.

Jährlich mehrere Millionen Verlust pro Anlage für die Volkswirtschaft

Der Bau von Windkraftwerken auf die Hügel der Schweiz hat einen indirekten Milliardenverlust zur Folge, der sich nicht annähernd mit dem konstruierten Argument der „Arbeitsplatzbeschaffung durch Erneuerbare Energie“ ausgleichen lässt. Die industriellen Windräder werden allesamt im Ausland gebaut und entwickelt und müssen mit teuren Devisen beschafft werden. Die in der Schweiz in Einzelfällen hergestellten Windradkomponenten sind nicht wirklich ein Gewinn für das Land. Denn spätestens beim Wiederimport als fertige Anlage findet sich auf den Produkten noch eine satte Marge des Lieferanten. Wir kaufen unsere exportierte Ware zum höheren Preis wieder zurück!

Neben den Steuern, die den Konsumenten über die Stromrechnung belastet werden und die Betreiber mit ungerechtfertigten Subventionen beglücken, löst jede gebaute Windkraftanlage darüber hinaus  volkswirtschaftliche Kosten aus, die durch die geringe Leistung und den technisch ineffizienten Betrieb weiter verschärft werden. Die Landschaftsverschandelung durch Windkraftwerke ist ein ernsthaftes Problem für die Schweiz. Es gibt keinen greifbaren Grund diesen Fehler nur deshalb zu machen, weil der „grosse Bruder Deutschland“ ihn bisher nicht hat wahr haben wollen. Es ist auch nicht verständlich, dass eine Bundesverwaltung völlig einseitig auf eine Technologie setzt, die für unser Land nachweislich keinen Sinn ergibt. Es ist noch trauriger, dass unsere Politiker fern jeder Vernunft und mangels besseren Wissens bei ihren Entscheidungen auf die Meinung befangener Experten bauen. Ein Blick ins europäische Ausland würde die kritische Sicht der wenigen Windkraftgegner problemlos bestätigen. Dazu müsste man aber – auch als Journalist – in der Lage sein, französische und englische Medien verstehen zu können. Ob das ein Problem der Faulheit oder schlicht des geistigen Unvermögens ist, muss weitgehend offen bleiben.

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  2. am 4. September 2011 um 22:53