Die Befangenheit des Dr. Rudolf Rechsteiner

Er gibt es ehrlicherweise gleich selber zu – Rudolf Rechsteiner ist als Präsident der ADEV Betreiber von Windkraftanlagen. Damit hat er – neben seinem extremen Hass auf Atomkraftwerke – bereits zwei gute Gründe die Windenergie in den Himmel zu loben. Das hat sie auch dringend nötig. Es ist ganz normal für die Exponenten der Windradindustrie, dass sie einen Fuss im Bundesamt für Energie und den anderen Fuss in der branchengleichen Industrie haben. Rudolf Rechsteiner schaut, dass es in der Politik in die gleiche Richtung läuft, wie es die ADEV – also er selber vorgibt. Der Gedanke an Ausstand wegen Befangenheit bei Energiefragen kommt dieser Art Politiker nicht in den Sinn. Es scheint sogenannte Usanz zu sein – um ein schönes Wort dafür zu finden.

Der spanische Traum

Er prophezeit in Spanien unmöglich zu erreichende 100% Stromversorgung aus Sonne und Wind im Jahr 2012. In der Nacht brauchen die da wahrscheinlich keinen Strom. Das Windpotential in Europa berechnet er mit 12’500 Terawattstunden, was einem Komplettausbau von einer Windturbine pro 4 km2 bedeuten und Kosten von über 8 Billiarden Schweizer Franken bewirken würde. Trotz dem Einsatz der modernen Windkraftwerke des Typs ENERCON 82. Die häufig eintretenden Flauten, die die in Deutschland auch landesweit installierte Leistung der Windkraftwerke auf 2% zusammenschrumpfen lassen, sind bei Rechsteiner nicht vorhanden. 150 Meter hohe, drehende Windturbinen vergleicht er locker mit Hochspannungsmasten, die gerade mal 1/3 der Höhe und ca. 1/5 der Breitendimensionen eines Windrades entsprechen. Er will damit andeuten, dass über tausend Windradspargeln genau das Gleiche Landschaftsbild ergeben würden wie diese unbeweglichen, komplett grün oder grau angestrichenen Stahlgerüste. Der Windstrom kann bei Rudolf Rechsteiner auch problemlos aus Nordeuropa bezogen werden. Die Infrastruktur fehlt zwar noch gänzlich, aber das ist bei Rechsteiner nur ein unwichtiges Detail der Geschichte. In England marschieren sie geradewegs in eine dramatische Stromlücke – wegen dem konzentrierten Bau von Windkraftwerken und der damit einhergehenden Vernachlässigung der alten Kraftwerkstruktur.

Die Wachstumsraten der weltweiten Windradprojekte sind seiner Meinung nach ein Beweis der Eignung auch für die Schweiz. Das Windaufkommen ist nicht entscheidend. Dabei werden die EU – Staaten dazu gezwungen, unmöglich zu erreichende Versorgungsziele einzuhalten, die nur mit dem extremen Bau von Windrädern annähernd erfüllt werden können.  Allerdings nur theoretisch. Wir in der Schweiz sollen jetzt den gleichen Fehler begehen – freiwillig.

Schönreden hat Kultur

Die extremen Windfantasien sind offensichtlich nicht nur in Rudolf Rechsteiners Kopf zu finden. Er erhält in Europa schreienden Support einer Windradlobby, die in den nächsten Jahren Milliardengewinne damit erzielt, Windräder als die ultimative Lösung der Klimafrage einer desinteressierten Bevölkerung zu verkaufen. Englische Beamte unterschlagen Empfehlungen zur Lärmreduktion während der in der Vernehmlassung zum „Konzept Windenergie Schweiz“ geforderte Schutz der regionalen und kantonalen Schutzgebiete im Schlussdokument einfach „vergessen“ wird. Ohne dass auch nur ein einziger Vernehmlasser eine Entfernung erwähnt oder gewünscht hätte. Im von der ADEV neu erstellten Windpark St. Brais hat es in der Realität leider „etwas mehr Lärm als erwartet„. Es gibt viel zu verdienen mit dem Verkauf eines Traums, aber Rudolf Rechsteiner will die Welt retten. Da darf man schon ein paar Probleme ignorieren.

Die Protagonisten um Rudolf Rechsteiner ignorieren auch das laue Windaufkommen im Binnenland Schweiz. Sie täten gut daran, die bestehenden Anlagen in der Schweiz einer Nachkontrolle zu unterziehen. Die 13.5% der Nennleistung am Mont Crosin sollten auch die unvorsichtigsten Windradfreunde aufhorchen lassen. Die weitverbreiteten 4.5m/s Wind, die die Windradlobby als Basis ihrer ökonomischen Fantasien betrachtet, haben keinerlei wissenschaftliche Grundlage. Kein einziges Windrad „läuft“ bei 4.5m/s in einem annähernd ökonomischen Zustand. Das findet sogar die Branchenorganisation „Suisse Eole“. Die Turbinen sind alle für fast die doppelte durchschnittliche Windgeschwindigkeit gebaut worden – bei gleichmässigerem Wind. Das deutsche EEG hat damit schon im Jahr 2004 Schluss gemacht. Eine entsprechende Nachfrage bei der Juvent SA ergibt eine interessante Auskunft: „Viertelstündliche Daten der Windräder sind nicht erhältlich!“ Wie soll man da wissen, wieviel Windstrom auch wirklich beim Kunden angekommen ist? In Deutschland sind diese Daten offen und frei verfügbar. Warum muss man sie in der Schweiz verstecken?

Die neue Aristokratie des Windadels

Das kümmert Rudolf Rechsteiner genausowenig, wie die unmenschlich kleinen Abstände der Windrotoren zu bewohnten Liegenschaften. Er ignoriert auch komplett die wissenschaftlich sauber nachgeprüften Krankheitssymptome, die in der Nähe von Windkraftwerken weltweit beobachtet werden. Er ist ein grosser Politiker und kümmert sich deshalb nur um „die grosse Sicht der Dinge“. Details überlässt er seinen Knechten. Die richten’s dann schon irgendwie. Und die dürfen auch die Verantwortung übernehmen, wenn Rudolf Rechsteiner und seine Freunde bereits zu neuen Sphären aufgebrochen sind. Eine gute Ausrede wird sich bestimmt finden. Die  Betroffenen sind in der Minderheit und den Rest kümmert’s nicht gross. Die Windradlobby profitiert von der gutmütigen Unwissenheit einer zufriedenen Schafherde, die dem Hirten vertrauensvoll nachtrottet.

Warum wehrt sich die Kernkraftlobby nicht?

Der grosse Selbstbetrug der Windradlobby, den sie aus ideologischer Blindheit begehen, wird von den grossen Stromkonzernen gelassen zur Kenntnis genommen. Längst haben die alten Herren erkannt, dass die ungebremste Windeuphorie im Ausland genau das gewünschte Ergebnis zeitigt: Weil der Wind öfters mal wegbricht, müssen neue Kernkraftwerke her – in allen Ländern Europas werden sie nun wieder geplant und sicher auch gebaut. Weil der Windstrom nicht gespeichert werden kann, wird er bei Überfluss dem Meistbietenden verkauft, verschenkt oder sogar für die Abnahme bezahlt. Rudolf Rechsteiner kommt deshalb zum oberflächlichen Schluss, dass „Windkraft immer billiger wird“. Wer bezahlt dann aber die Differenz?
Das von Rechsteiner hochgelobte Amerika hat aktuell gerade einen 53 Milliarden Dollar Kredit gesprochen – für den Bau von dringend benötigten Kernkraftwerken. Warum das, wenn man doch bald 100%  des Strombedarfs aus Wind und Sonne decken kann? Der älteste Atommeiler Deutschlands hätte schon länger ausser Betrieb genommen werden sollen: Biblis A und B werden aber nicht nur weiterbetrieben, sondern sogar aktuell noch mit der modernsten Technik nachgerüstet. Man spricht jetzt von mindestens weiteren 10 Jahren, bis an eine Abschaltung zu denken ist. Italien ist von Jahren schon aus der Atomenergie ausgestiegen. Und jetzt ist es bereits klar, dass in nächster Zeit drei neue Atommeiler gebaut werden sollen. Auch Italien hat viele Windräder aufgestellt. Diese werden allerdings teilweise schon durch die Mafia betrieben.

Es ist tatsächlich so, dass der religiöse Fanatismus der Windradlobby den Bau und den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken nur begünstigt. In ihrem Wahn merken die Windjünger nicht, dass sie damit das genaue Gegenteil des Atomausstiegs erreichen. Das ist zwar die schlechteste denkbare Lösung: Viele Windräder, die natürlich Strom liefern wenn es Wind hat. Und viele konventionelle Kraftwerke, die im „Leerlauf“ darauf warten, den gesamten Windradpark zu ersetzen, falls wieder mal die Flaute kommt. Mit modernsten Methoden kann man die Flauten relativ sicher voraussagen – nur kommen tun sie leider trotzdem.

In der Südschweiz Sonneneinstrahlung wie in Spanien?

Wunderbar für die Theorien Rechsteiners. Und Achtung liebe Tessiner! Denn das bedeutet nichts Anderes, als dass Rechsteiner nach der Komplettverbauung der Hügel des schweizerischen Mittellandes mit Windrädern auch schon die Dächer und Wälder des Tessins ins Auge gefasst hat. Alles muss Energie herstellen! Jeder Flecken muss verbaut werden, dann werden wir glücklich! Gebt Rechsteiner einen Orden oder sogar den Pulitzerpreis für Fantasy – Geschichten! Erstellt  ihm ein gusseisernes Monument auf dem er bemantelt und intelligent bebrillt einen Arm ausstreckt und leicht nach Oben zeigend in die Zukunft weist! Aber man sollte diesem Mann kein Wort glauben, wenn er von Energieversorgung spricht. Wir werden das  sonst teuer bezahlen.

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3 Trackbacks von "Die Befangenheit des Dr. Rudolf Rechsteiner"

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