Die wahltaktische Abschaltung von KKW in Deutschland

Nach dem verheerenden Erdbeben in Japan und den daraus resultierenden Problemen mit den Atommeilern wurde im deutschsprachigen Raum (und nur dort) komplett überreagiert. Die vorher schon jeden Bezug zur Realität vermissende Atomdebatte in Deutschland, Österreich  und der Schweiz hat sich mit Fukushima vollends zum hysterischen Theater entwickelt. Die starke Lobby der Atomkraftgegner hat auf diese Chance händereibend gewartet. Nun kann sie die Ernte von jahrzehntelanger, staatlicher und medialer Desinformationspolitik einfahren. Die sieben Kernkraftblöcke, die Deutschland im Zuge dieser Überreaktion und entgegen jeder gesetzlicher Grundlage abgeschaltet hat, hinterlassen eine Produktionslücke von sauberen 6’507 MW Leistung.

Der grosse Denkfehler

Sofort waren in einschlägigen Foren Aussagen wie „seht mal, es geht ja doch ohne KKW“ oder „das Stromnetz erträgt die Abschaltung problemlos“ zu lesen. Wer nun der Meinung ist, der fehlende Strom komme einfach aus den vielen Windkraftwerken und den virulent grossflächig installierten und höchst ineffizienten Solarpanels (6 GW installierte Leistung in Deutschland), irrt sich gewaltig. Weder vor noch nach der Abschaltung haben diese zufällig produzierenden erneuerbaren Energiequellen viel zum Betrieb des Stromnetzes beigetragen. Nach Auskunft der deutschen Stromleitstelle ist das Netz in einem überaus instabilen Zustand. Kritische Situationen häufen sich. Im Raum Hamburg rechnet man offen mit baldigen „Blackouts“, also kompletten Versorgungsausfällen. Dies nicht nur wegen zu wenig Strom, sondern auch wegen der temporären Überlastung der vorhandenen Stromleitungen. Die Netzinfrastruktur kann die enormen Schwankungen der Leistungsabgabe durch die Windparks kaum mehr steuern. Trotz hochstehenden Windprognoseinstrumenten gibt es immer wieder überraschende Flauten, die dann ausschliesslich mit vorgehaltenen und teurem Reserven ausgeglichen werden müssen. Diese Reserven werden aber ausschliesslich aus den bestehenden Grosskraftwerken bezogen – Kernkraftwerke, Gas- und Kohlekraftwerke. Es ist auf lange Sicht nicht absehbar, wann und ob diese Stütze der Erneuerbaren je wird wegfallen können.

Da die erneuerbaren Energien unzuverlässig und nicht steuerbare Strommengen in der Möglichkeitsform an die Stromversorgung beitragen, war schon vorher ein kompletter „Schattenbetrieb“ durch konventionelle Kraftwerke notwendig. Entgegen den Beteuerungen der Ökolobby müssen die erneuerbaren Energiequellen zu über 90% durch Kohle- Gas- und Kernkraftwerke gesichert werden. Der Wegfall von 6’507 MW Leistung ergibt immer noch ein zuverlässiger Anteil der Versorgung durch Kernkraft von 9’913 MW (Stand Mai 2011). Der Rest MUSS mit dem Einsatz von GAS und KOHLEKRAFT ersetzt werden. Denn eines ist neue erneuerbare Energie auf KEINEN FALL: Bandenergie. Sie steht ausschliesslich mit konventionellen Grosskraftwerkem zur Verfügung.

Trotz über 30’000 MW theoretischer Leistung aus den Erneuerbaren …

Die reine Umkehrung der Aussage ist richtiger. Da Merkel lediglich ein Zeichen hat setzen wollen, ist die wegfallende Stromleistung ein interessanter Indikator für die Versorgung in Deutschland. In dieser rein politisch motivierten Aktion mussten demnach weiterhin fast 10’000 MW Leistung aus KKW am Netz bleiben, weil die Berater der Bundeskanzlerin für die Abschaltung von mehr Leistung offensichtlich von einem Kollaps der Stromversorgung ausgegangen sind. Eine Abschaltung aus Sicherheitsgründen hätte wenn schon bei allen Kernkraftwerken und nicht nur bei ein paar „ausgewählten“ stattfinden müssen, um die Sicherheit wirklich zu erhöhen.

Deutschland ist noch sehr, sehr weit davon entfernt, auf die Kernkraft verzichten zu können. Selbst die häufigen und grossen Kohle- und Gaskraftwerke können den Ausfall der Kapazität offenbar noch nicht ersetzen. Im Sekundenausgleich benötigt das deutsche Stromnetz über 3 GW (3’000 MW) um den extremen Schwankungen durch die Erneuerbaren Energien etwas entgegensetzen zu können. Das wird in erster Linie durch die Kernkraftwerke zur Verfügung gestellt, heisst Regelenergie und ist im Netzbetrieb weitgehend „verlorene Energie„, da sie nur darauf wartet, für die nächste Flaute den Windrädern beistehen zu können.

Sinnlose Pflaster auf nicht existierende Wunden

Bei der Abschaltung der sieben KKW hat Bundeskanzlerin Merkel einfach auf die Etikette „Jahr der Inbetriebnahme“ geguckt und pragmatischerweise noch die wegfallende Leistung berücksichtigt. Mit der Abschaltung der Werke Biblis A und B hat sie eine reine Symbolhandlung vollzogen, sind diese Werke doch erst kürzlich mit über 600 Mio Euro saniert und auf den neuesten Sicherheitsstand gebracht worden. Das hat zum erstaunlichen Ergebnis geführt, dass Kraftwerke mit einwandfreiem Sicherheitsstandard abgeschaltet wurden.

Vom Stromexportland zum Stromimportland

Von einem Tag auf den anderen wurde durch die Abschaltung der sieben KKW ein starkes Stromexportland zum Stromimportland. Die Wahrheit dieser offensichtlichen Farce wird im nächsten Winter an das Licht kommen. Dann wird der Eigenbedarf der für Deutschland Strom produzierender Länder so gross, dass für den deutschen Atomegoismus kein Verständnis – und kein Strom mehr da ist.

Nur Kafka hat noch abstraktere Geschichten geschrieben

In der deutschsprachigen Energiepolitik agieren die Politiker wie ein aufgescheuchter Haufen von Idioten. Ein paar Grüne Schreihälse rufen in den Saal „es brennt!“ und alle rennen  kopflos in  Richtung zum vermuteten Ausgang. Der Letzte muss das Licht NICHT ausmachen – dafür sorgt die hysterische Abschaltung unseres besten Teils der Stromversorgung schon selber.

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