Die NIMBY – Saga der Windradlobby

Not In My BackYard – Nicht in meinem Garten: „Windkraft ist wunderbar, aber bitte nicht in meiner Nähe“. Das ist eine menschliche Reaktion, die auf Angst vor Unbekanntem gut verständlich ist. Es impliziert eine Art von Egoismus, weil man ja damit auch sagt, dass die gleiche Sache, im Garten des weit entfernten Nachbarn nicht interessiert. Egal was da passiert, es betrifft mich ja nicht. Dieses Verhalten sieht man oft. Es gilt ausnahmslos für alle Menschen gleich. Für Windradfreunde wie für Windkraftgegner.

Das Problem mit NIMBYs – gemeint sind die Menschen, die plötzlich ein kritisches Verhalten an den Tag legen – sind diejenigen NichtNIMBYs, die im vornherein annehmen, dass jeder Gegner einer Veränderung unbedingt ein NIMBY sein muss. Das ist praktisch, denn damit erübrigt sich jede weitere Diskussion.

Der NIMBYismus beschäftigt die Wissenschaft schon länger. Es gibt verschiedene Abhandlungen darüber. An einem Vortrag der ETH Zürich wird der NIMBYism als „unflexibles menschliches Verhalten“ definiert. Der Dozent hat sogar einen „Erkennungsautomatismus“ für NIMBYismus gefunden. Der Fachbereicht Soziologie befasst sich besonders gerne damit. Es war nur eine Frage der Zeit, dass der Begriff in der Windraddiskussion auftauchen musste. Da inhaltlich nicht viel Fleisch am Knochen ist, vorneweg das Fazit der Windradlobby:

Der Protest der Windkraftgegner verbleibt auf der NIMBY-Ebene.“

Diese Aussage einer Soziologiestudentin zeigt, wie wissenschaftliche Arbeiten inhaltlich stark von der persönlichen Einstellung des Wissenschaftlers geprägt sind. Und zu was für lächerlichen Ergebnissen das führen kann. Das sehen wir bei der aktuellen „Klimagate“ – Diskussion, wo sich herausgestellt hat, dass Wissenschaftler eben auch nur Menschen sind.
Wir haben jetzt schon drei Jahre Erfahrung mit der Diskussionskultur der Windradlobby in der Schweiz. Unsere Erfahrung sieht zusammengefasst so aus:

Die Energie-, CO2- und Klimafantasien der Windradlobby verbleiben auf der Ebene des religiösen Fundamentalismus.“

Klimarettung als Ersatzreligion

Die Ersatzreligion „Klimarettung“ funktioniert gut. Solange, wie es genug Gläubige gibt, die sich damit begnügen, die pseudowissenschaftlichen Aussagen ihrer Gurus zu glauben. Dieser Glaube kann nie zum Wissen mutieren, weil das Wissen den Glauben zerstören würde. Es gibt für all diese tausendfach wiederholten Floskeln um den Sinn von Windräder eine Regel: Sie werden nie wirklich bewiesen. Und wenn mal ein Dokument als „Beweis“ auftaucht, kann es jeder Zweitklässler mit dem Taschenrechner widerlegen. Das stört die Ökologiefundamentalisten allerdings kaum. Denn die Diskussion endet immer gleich: Der Windgott hat immer Recht. Wenn es eine Klimabibel mit einem Evangelium nach Eolius Helveticus gäbe, wäre der Text unveränderbar und von Gott persönlich geschrieben. Es geht diesen Leuten nur um das erhabene und befreiende Gefühl des richtigen Glaubens an eine bessere Welt mit Windrädern. Wann opfern sich wohl die ersten Gläubigen kollektiv, damit sie in den Windradhimmel kommen?

Vom Paulus zum Saulus

Es ist eine erwiesene Tatsache, dass die meisten Menschen zum Thema Windrad eine offene, meist leicht bis stark ausgeprägte positive Einstellung haben. Es erinnert sie an die Kindheit, an unbeschwerte Zeiten mit Papa im Zoo, an den warmen Sommer. Aus der Sicht der Windradlobby sind das natürlich alles keine NIMBYs.

Ich nenne deshalb all diese NichtNIMBYs ab sofort „PIMBYs“ für  „Please In My BackYard“.

Setzt man einem PIMBY ein paar Windräder vor den Garten, wird er sich schon mal ein paar Gedanken dazu machen. Vorher war das ja nicht nötig. Als PIMBY ist man sehr offen gegenüber neuen Technologien. Wenn sie dann tatsächlich kommen, setzt sich der PIMBY an den Computer und startet die Suchmaschine GOOGLE: Er tippt „emissionen windräder„.

Hier findet er ein paar erschreckende Sachen wie „pulsierender Lärm, Schattenwurf, Landschaftsverschandelung und sogar das berüchtigte „Turbinensyndrom„. Davon hat er bisher noch nie etwas gehört. Und weil er ein PIMBY ist und auch bleiben will, sieht er darin „die übliche Übertreibung von ein paar Fanatikern„.

Allein, es lässt ihm keine Ruhe mehr. Er setzt sich jeden Tag erneut an den Computer und findet mehr und mehr Informationen über Gegner, also NIMBYs, die natürlich alle, da ist er sich sicher, schon vor ihrem Kampf gegen Windräder NIMBYs waren. Nur etwas fällt ihm bald auf: NIMBYs wohnen meist in der Nähe von Windkraftanlagen.

In der Zwischenzeit stehen ein paar Windkraftanlagen um den Garten des PIMBY. Es ist schon länger Flaute und er hat bisher wirklich nicht viel von den Windrädern gespürt.
Am nächsten Tag kommt Wind auf. Die Windräder drehen sich lustig. Während die Sonne aufgeht, schlürft er seinen Kaffee und packt seine Zeitung zum Lesegenuss. Die Windräder drehen sich und unser PIMBY ist sich sicher, dass er nie so ein NIMBY werden will. Der erste Sonnenstrahl fällt in das Wohnzimmerfenster.

Aber dieser Morgen ist anders als sonst. „Wer schaltet denn da draussen das Licht an- und ab? Welcher Wahnsinnige funzelt mit einer Lampe im Sekundentakt durch mein Fenster?“

PIMBY sieht aus dem Fenster und sieht die Sonne hinter den Rotoren des Windrades aufgehen. Im Sekundentakt decken die Flügel eines der Windräder die Sonne ab. Jede Sekunde wird es hell und wieder dunkel im Wohnzimmer. Nicht ganz dunkel aber immerhin so, dass man jetzt nicht mehr in Ruhe Zeitung lesen kann.

„Verdammt …!  Davon habe ich gelesen. Wenn ich jetzt jeden Morgen dieses Geflimmer habe, gehe ich aber auf die Barrikade!“. Nach einem strengen Tag fällt unser PIMBY in das Bett und möchte schlafen. Er öffnet vorher noch das Fenster, denn es ist Sommer und die Hitze im Schlafzimmer ist unerträglich. Zuerst fällt es ihm gar nicht auf. Aber da ist doch ein Geräusch! Es kommt von Draussen und tönt, wie wenn jemand einen grossen Blasebalg betätigt. Nach ein paar Minuten wird es PIMBY zu bunt und er schliesst das Fenster wieder. Trotzdem kann er nicht schlafen. Denn zu diesem immer noch leicht hörbaren Wischen kommt jetzt noch der rasende Herzschlag dazu. Es wird eine schlechte Nacht für PIMBY.

Am nächsten Morgen wacht er unausgeschlafen auf und verspürt einen Druck im Schädel. „Woher habe ich jetzt bloss das Kopfweh?“ Auf das Morgenessen mit Schlagschatten verzichtet er und schlürft schnell einen Kaffee in der Küche. Doch den ganzen Tag kann er sich nicht richtig konzentrieren, vergisst dauernd, was er jetzt gerade hat machen wollen. „Ich habe bestimmt die Grippe“. Denkt er sich und geht wieder ins Bett. Dem wischenden Ton kann er aber hier nicht ausweichen. Er packt seine Sachen und fährt mit dem Auto zu den Eltern auf ’s Land. Hier verbringt er ein paar wunderbare Tage. Die Grippe ist schon kurz nach der Ankunft bei seinen Eltern wie verflogen.

Kaum zurück, geht das gleiche Theater von Vorne los. PIMBY kriegt Kopfweh, kann sich nicht konzentrieren und an Schlafen ist auch kaum zu denken. Jetzt hat er einen konkreten Verdacht. „Könnte es mit den Windrädern zu tun haben?“ Er gibt die Suchbegriffe bei GOOGLE noch einmal ein und liest jetzt etwas vertieft. Seine Symptome passen genau zu diesem „Wind Turbine Syndrome„. „Das sind doch alles Hirngespinnste von Fanatikern“, glaubt er immer noch. Doch die Fakten sprechen eine klare Sprache. „Woher kann das sonst kommen?“

Er setzt sich wieder an den Computer und schreibt der Betreiberfirma des Windparks ein paar Zeilen. Er fragt, ob diese Symptome wohl von den Windrädern kommen würden und was man dagegen machen könne. Er halte es bald nicht mehr aus und ob man vielleicht die eine Anlage, die ihm am nächsten stehe, mal abschalten könne – nur probehalber.

Da er keine Antwort erhält, schreibt er auch noch einen Bericht an die Lokalzeitung. Nach einer weiteren Horrornacht steht der etwas gealterte PIMBY in der Küche beim Kaffee – und sucht die Lokalzeitung nach seinem Bericht ab. Er findet ihn nicht.

Im Internet hat er die Adresse der IG GEGENWIND gefunden. „Scheinbar gibt es da noch andere PIMBYs, die plötzlich ein Problem damit haben“, denkt er sich. Er ruft an und erzählt, dass er ein PIMBY sei und trotzdem Probleme mit den Windrädern habe. Am anderen Ende der Leitung hört er überraschendes: „Wir waren auch alle PIMBYs, bevor wir den Verein gegen die Windräder gegründet haben“. „Willkommen bei den NIMBYs!“

Und so wurde wieder einmal aus einem überzeugten Klimaschützer und Windradfreund ein bitterer Gegner der Windradlobby. Aber was ist mit dem Brief an die Betreiber des Windparks passiert? Ist er verloren gegangen? Nein! Der Brief unseres PIMBY wurde dem Direktor am nächsten Tag auf den Tisch gelegt und der hat sofort gespürt, dass er es hier mit einem NIMBYBrief zu tun hat. Beruhigt legt er den Brief in den Abfalleimer, denn jetzt ist er sich sicher, dass er das ja gar nicht ernst nehmen muss. Er hat den PIMBY umgehend zum NIMBY erklärt und jegliche Diskussion zum Thema als unnötig eingestuft. „Es gibt noch genug PIMBYs“, da ist er sich sicher.

Fazit in der Regionalpresse: „Der Protest der Windkraftgegner verbleibt auf der NIMBY-Ebene„. – Das ist logisch!

NIMBYs sind Weltweit organisiert

In Europa gibt es 385 lokale Vereinigungen aus 20 unterschiedlichen Ländern die sich gegen die virulent wuchernden Windparks wehren. Sie sind unter der Dachorganisation EPAW organisiert und diskutieren über Windräder auf der ganzen Welt. NIMBYs haben eben einen grossen Garten. Ihre landes- europa- und weltweite Zusammenarbeit ist erst im Entstehen. Sie beweist, dass die NIMBY-Saga eine Erfindung der Windradlobby ist. NIMBYs sind alles andere als egoistische Nachbarn, die den andern die Windräder abschieben möchten. Es ist aber so, dass die unaufgeklärte Mehrheit der PIMBYs nur deshalb so offen zu Windrädern stehen, weil sie sie nicht in der Nähe haben. Nähe ist das eigentliche Problem der Windräder. Und dass die damit störenden Emissionen natürlich nur für die Menschen in unmittelbarer Nähe zu den Windrädern problematisch werden. Die Anderen können schon von Klimarettung und CO2-Reduktion reden. Sie tun das genau so lange, bis sie selber betroffen sind. Durch die virulente Bauwut für Windräder werden immer mehr Menschen vom Paulus zum Saulus. Dabei müsste man nur endlich genügend grosse Abstände zu Wohn- und Lebensraum gesetzlich vorschreiben. Dazu muss man die Aussagen der Anwohner von Windparks endlich auf breiter politischer Ebene zur Kenntnis nehmen. Und sie nicht im Vornherein in den Topf namens NIMBY stecken.

Die Kommentare sind geschlossen.

6 Trackbacks von "Die NIMBY – Saga der Windradlobby"

  1. am 10. Februar 2010 um 09:25
  2. am 11. Februar 2010 um 09:13
  3. am 16. April 2010 um 12:19
  4. am 25. April 2010 um 19:52
  5. am 12. September 2012 um 10:35
  6. am 17. September 2012 um 06:58