Infraschall: Lange Leitungen, nasse Zündschnüre und systematische Ignoranz

Eines der verwunderlichsten Teilgebiete der Windradtechnik ist das Thema „Infraschall“. Es gibt dazu wahrscheinlich über hundert internationale Studien. Man kann es schon seit mindestens vier Jahren in allen einschlägigen Blogs und Internetforen der Welt nachlesen. Die Kinderärztin Nina Pierpont hat in einer zusammenfassenden Studie das Problem eindrücklich nachgewiesen. Die Belege sind seit Jahren zur Hand und trotzdem:

Keine Behörde, kein grosses Medium und kein Politiker des deutschsprachigen Raumes hören hin.

Das Thema ist zu komplex und riecht stark nach Woodoo und Hexerei. Es ist wie die schlechte Stimmung in einem Raum: Man kann sie förmlich greifen, aber erklären kann man sie nicht.

Wer in der Nähe eines grossen Windkraftwerks lebt und vom sogenannten „Wind Turbine Syndrome“ betroffen ist, weiss wovon er spricht. Die Symptome sind vielfältig. In leichteren Fällen sind das Kopfweh und Schlafstörungen. In schwereren Fällen kann es auch mal ein Ohrenpfeifen oder eine mentale Störungen sein. Betroffene Bewohner müssen ihre angestammten Wohnorte meistens verlassen. Oft stehen diese Häuser verlassen und unverkäuflich neben den ursächlichen Windkraftwerken – keiner will solche Häuser bewohnen, geschweige denn einen fairen Preis dafür bezahlen.

Im süddeutschen Gehrenberg wird darüber offen diskutiert

Der Stadtrat Helmut Maunz bittet die Bevölkerung eine entsprechende Studie über das Thema zu lesen, um bei der anschliessenden Diskussion vorbereitet zu sein. Unseres Wissens ist dies die allererste behördliche Handlung in Deutschland, die das Problem offen angeht. In der Zeitschrift „Südkurier“ kann man dazu interessante Details lesen:

Prof. Dr. jur. Erwin Quambusch und Martin Lauffer aus Hohentengen als wissenschaftlicher Bearbeiter haben sich mit dem Thema befasst und vertreten wie eine zunehmende Zahl von Wissenschaftlern die Auffassung, der von großen Windparks ausgehende Infraschall berge Gesundheitsgefahren. Solange diese nicht durch technische Vorkehrungen beseitigt werden können, sollte deren Errichtung nur zulässig sein, wenn sie außerhalb der Sichtweite von Wohngebieten liege. Am Standortes Gehrenberg wäre das kaum lösbar. Die Autoren sehen es als gesichert an, dass tieffrequenter Schall das Gehirn zur Resonanz anregt und so Bewusstseinsveränderungen hervorrufen kann. Quambusch möchten sich gerne von der für Behörden maßgeblichen Anwendung der „TA Lärm“ verabschieden, da diese auf den Schalldruckpegel abhebt, und Störwirkungen unterhalb der Hörwirkung nicht erfasst. Es komme auf die Umweltwirkung und nicht auf den Schallpegel an. Infraschall, wie ihn Windräder erzeugen, werde zwar nicht mehr vom Gehör erfasst, was nicht bedeute, er sei nicht wahrnehmbar. Der Bundesverband Windenergie hält Infraschall für völlig harmlos. Professor Quambusch schreibt , tieffrequenter Schall könne Gehirnschwingungen stimulieren und modulieren und somit „eine künstlich herbeigeführte labile emotionale Lage erzeugen“. Dazu gehöre die zwanghafte Aufmerksamkeit, sich fortwährend auf einen tieffrequenten Ton konzentrieren zu müssen. Gesundheitliche Schäden seien am ehesten bei intensiven kurzzeitigen als auch bei kontinuierlichen Langzeitexpositionen zu erwarten. Generell sei der Leidensdruck hoch. Als am besten gesicherte Infraschallwirkung gilt zunehmende Müdigkeit nach mehrstündigem Ausgesetztsein. Auch von einer Störung der nächtlichen Cortisolrhythmik ist die Rede, was sich auch auf die Arbeitsleistung auswirke. Vor diesem Hintergrund schreibt Helmut Maunz: „Das könnte zum Beispiel den Wirthshof in Bedrängnis bringen, wenn wegen der möglichen Diskussion die Camper wegblieben“. Maunz ist auf das Thema über einen Leserbrief im SÜDKURIER aufmerksam geworden. Die Thematik hat der Apotheker anfangs nicht so ernst genommen, aber je mehr er sich damit beschäftigt, desto mehr erschreckt es ihn. „Es ist nicht mit Handystrahlung vergleichbar, es ist messbar, und es nimmt mit der Größe der Windräder zu“, sagte Helmut Maunz.

Quambusch und Lauffer abschließend: „Da das zu gewährleistende Schutzniveau mittels der bisherigen Genehmigungspraxis nicht mehr gewährleistet werden kann, wird sich entsprechend die Zahl der Genehmigungen in großem Umfang reduzieren müssen.“ Es sei davon auszugehen, dass die erteilten Genehmigungen in den Fällen gefährlichen Infraschalls als rechtswidrig anzusehen und … zurückzunehmen seien.

Interessant ist dabei, dass die Studie von Nina Pierpont nicht erwähnt wird. Wie in Deutschland üblich, traut man fremden Informationen nicht. Die Schlüsse, die sich mit denen von Nina Pierpont praktisch decken, wurden unabhängig von ausländischen Studien gefunden. In der Schweiz ist diese Diskussion noch nicht angekommen bzw. wird erst durch die Windkraftkritiker thematisiert. Mit der gleichen Erfahrung wie sie in Deutschland lange Zeit die Regel war: Lange Leitung, nasse Zündschnüre und systematische Ignoranz, vor allem durch die allmächtige Suisse Eole und ihre rücksichtslosen Mitglieder.

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