Die Energiewende entpuppt sich als Etikettenschwindel

Riesige Ausgaben ohne messbaren Effekt

fredfmue58.pngIm Bereich der Energieversorgung hat sich Deutschland mit groβer Begeisterung Ziele gesteckt, deren Erreichbarkeit bei nüchterner Betrachtung eher zweifelhaft erscheint. Zeitgleich mit dem Kampf gegen das als Klimakiller angeprangerte CO2 will man auch der Kernenergie entsagen. Betrachtet man die aktuelle Entwicklung, so stellt man fest, dass die gesamten Energiewendemaβnahmen keine CO2-Minderung bewirken. Trotz astronomischer Ausgaben ist selbst in zehn Jahren nicht mit einer spürbaren Senkung der CO2-Emissionen zu rechnen. Auf der Habenseite hat Deutschland dafür einige neue Öko-Milliardäre aufzuweisen.

Um den Klimawandel zu bekämpfen, will Deutschland seine CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung senken. Entscheidendes Instrument hierfür ist das von der damals regierenden rot-grünen Koalition im Jahr 2000 eingeführte Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Dieses sollte den Durchbruch zur Umstellung der landesweiten Stromerzeugung auf vorgeblich CO2-freie erneuerbare Energien bringen. Mit Hilfe einer zwanzigjährige Abnahmegarantie werden private Geldgeber Anreize geboten, ihr Kapital in normalerweise unrentable Technologien zu investieren, die Strom aus Wind oder Fotovoltaik oder durch das Verheizen von Lebensmitteln (pardon, bitte lesen Sie Biomasse) erzeugen. Die entsprechenden Aufwendungen sind seither Jahr um Jahr von ursprünglich zunächst 883 Mio. € auf 16,763 Mrd. € im Jahre 2011 angestiegen. Das sind jedoch nicht die tatsächlichen Summen, um die es geht. Versteckt hinter den reinen Jahresbeträgen lauern nämlich die aufgrund der 20jährigen Abnahmegarantie festgelegten Gesamtverpflichtungen, die mit 2013 auf beeindruckende 435 Mrd. € angewachsen sind, Bild 1. Selbst wenn ab sofort keine einzige neue EEG-Anlage mehr genehmigt würde, müssen die Stromverbraucher den Betreibern bereits vorhandener Einrichtungen noch bis zu 20 Jahre lang weitere Zahlungen leisten.

fredfmue59Bild 1. Versteckt hinter den reinen EEG-Jahresbeträgen lauern Gesamtverpflichtungen, die mit dem Jahr 2013 auf beeindruckende 435 Mrd. € anwachsen dürften (Grafik: Autor)

Ein Berg hat gekreiβt…

Fragt man nach dem Erfolg, so sehen die präsentierten Zahlen rein äuβerlich betrachtet zunächst beeindruckend aus. Beim Anstieg des Stromanteils aus „CO2-freien“ erneuerbaren Technologien wurden erhebliche Fortschritte erzielt, Bild 2. Dank der erwähnten 435 Mrd. € stieg der prozentuale Anteil des Stroms aus Wind, Sonne und Brot an der Gesamterzeugung seit dem Jahr 2000 von knapp 2 % auf inzwischen über 17 %. Nicht einbezogen in diese Zahlen ist der Anteil der Wasserkraft, der nicht per EEG gefördert wird. Bei der hier präsentierten Betrachtung zählt nur das, wo EEG draufsteht. Nicht berücksichtigt wurde der Anteil des Stroms aus Müllverbrennung. Einerseits ist dieser Anteil mit etwa 1,5 % vernachlässigbar gering, zudem enthält Müll viele Kunststoffe und andere Bestandteile, die nicht als „erneuerbar“ einzustufen sind.

Als Fazit bleibt demnach, dass 435 Mrd. € aufgewendet wurden, um 16,5 % der deutschen Stromerzeugung auf die drei dominierenden EEG-Technologien umzustellen. Diese 16,5 % ergeben sich, wenn man von den 2012 erreichten 17,7 % die 1,2 % abzieht, die bereits vor 2000 (also vor Einführung des EEG) am Netz waren.

Daraus lässt sich leicht errechnen, dass uns die Energiewende bis zu dem angestrebten Endstand von 76 % (80 % minus 3,3 % Wasserkraft und 0,8 % „biogenen“ Mülls) insgesamt rund 2000 Mrd. € kosten dürfte. Hinzu kommen übrigens noch erhebliche Aufwendungen für Netzausbau, Stromspeicherung sowie sonstige Maβnahmen. Alles in allem also ein ganz schöner Berg Geld.

fredfmue60Bild 2. Der prozentuale Anteil des Stroms aus Wind, Sonne und Brot an der Gesamterzeugung erreicht inzwischen mehr als 17 % (Grafik: Autor)

… aber wo ist die Maus?

Erinnern wir uns, all diese gegenüber dem Bürger als Maβnahmen gegen die globale Erwärmung deklarierten Aufwendungen sollen letztlich dem Zweck dienen, das Klima vor dem „Killer“ CO2 zu retten. Dies ist nach wie vor das entscheidende Argument für das Jahrhundertprojekt „Energiewende“, mit dem eines der bisher weltweit besten Stromversorgungssysteme derzeit komplett umgekrempelt wird. Daher macht es Sinn nachzuprüfen, welche Auswirkungen das alles denn auf die Stromerzeugung aus fossilen Energiequellen wie Kohle und Erdgas gehabt hat. Eine Aufstellung der entsprechenden Stromerzeugung in den Jahren seit der Einführung des EEG zeigt Bild 3. Schon auf den ersten Blick zeigt sich, dass die Menge des aus fossilen Brennstoffen erzeugten Stroms in den 13 Jahren seit Einführung des EEG nicht abgenommen hat. Zwar gab es aufgrund der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2009 eine kleine Delle, ansonsten ist das Niveau jedoch zwischen 2000 und 2012 weitgehend unverändert geblieben.

fredfmue61Bild 3. Die Menge des aus fossilen Brennstoffen erzeugten Stroms (Angaben in TWh) hat in den 12 Jahren seit Einführung des EEG nicht abgenommen (Grafik: Autor)

Keinerlei CO2-Einsparung…

An diesem Bild ändert sich auch dann nichts, wenn man statt der Stromerzeugung das bei der Herstellung des Stroms ausgestoβene CO2 betrachtet. Dieser Ansatz ist deshalb sinnvoll, weil die verschiedenen Brennstoffe und Kraftwerkstechnologien diesbezüglich unterschiedliche Kennwerte haben. So verursacht eine aus Gas erzeugte KWh deutlich geringere CO2-Emissionen als bei Verwendung von Kohle. Diese Rechnung lässt sich anhand entsprechender Kennwerte relativ leicht durchführen.

Auch nach der Umrechnung auf CO2-Emissionen zeigt sich, dass diese trotz der gestiegenen Anteile von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse in den letzten 12 Jahren faktisch unverändert geblieben sind: Waren es im Jahre 2000 342 Mio. t CO2, die aus deutschen Kraftwerken gen Himmel stiegen, so lag dieser Wert im Jahr 2012 bei 349 Mio. t. Bei dieser Berechnung wurden alle Kraftwerkstypen mit Ausnahme von Biomasse und Hausmüll berücksichtigt. Die Ausnahme bei der Biomasse wurde gemacht, weil diese als mehr oder weniger CO2-neutral eingestuft wird, während der kleine Anteil des Hausmülls auch hier als vernachlässigbar angesehen werden kann. Bei den Berechnungen wurden übrigens die „versteckten“ CO2-Emissionen sowohl der Kernkraft als auch – der Fairness halber – des Wassers sowie der Wind- und Sonnenenergie berücksichtigt.

Wie man sieht, ist es trotz der enormen Investitionen in EEG-Anlagen in 12 Jahren nicht gelungen, auch nur eine Tonne CO2 einzusparen. Hauptgrund hierfür ist der in Deutschland betriebene „Kannibalismus“ der CO2-armen Technologien untereinander: Die „Erneuerbaren“ haben nicht etwa Kohle, Gas und Öl verdrängt, sondern hauptsächlich Kernkraft. Deren Beitrag zur Stromerzeugung sank von rund 169,6 Terawattstunden (TWh) im Jahre 2000 aufgrund der Abschaltung von Kernkraftwerken auf nur noch 99 TWh im Jahr 2012.

fredfmue62Bild 4. Auch die jährlichen CO2-Emissionen (in Mio. t CO2) sind trotz der gestiegenen Anteile von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse in den letzten 12 Jahren faktisch unverändert geblieben (Grafik: Autor)

auch nicht in den nächsten 10 Jahren

Die schlechte Nachricht aus Sicht der CO2-Reduzierung ist hierbei: An dieser Situation wird sich in den nächsten 10 Jahren selbst dann nichts ändern, wenn das derzeitige Ausbautempo der „Erneuerbaren“ unverändert beibehalten wird. Eine nennenswerte Steigerung ist nur noch bei Wind- und Solarstrom möglich. Bei der Wasserkraft sind keine guten Standorte mehr verfügbar. Bei der Biomasse sind enge Grenzen des Wachstums zu erwarten: Solange jedes Jahr Millionen Menschen verhungern, sind weder das Verbrennen von Lebensmitteln noch die Umnutzung von Agrarflächen von der Lebensmittel- auf die Energiepflanzenproduktion ethisch vertretbar. Zudem ist die verfügbare Agrarfläche begrenzt. Da die derzeit noch laufenden Kernkraftwerke innerhalb der nächsten neun Jahre abgeschaltet werden sollen, muss deren Produktion von derzeit 99 TWh demnach fast vollständig durch Wind- und Sonnenkraft ersetzt werden. Da die bisher installierten Wind- und Solaranlagen im Jahr 2012 zusammen 73,5 TWh elektrischer Energie geliefert haben, müsste man deren Kapazität nochmals um rund 135 % aufstocken, um auch nur den künftig wegbrechenden Anteil an Kernkraftstrom zu ersetzen. Zu den bisherigen Kosten von 435 Mrd. € kämen demnach nochmals geschätzte 500 Mrd. € hinzu, ohne auch nur ein einziges fossiles Kraftwerk stillzulegen. Am Rande sei hierbei bemerkt, dass insbesondere die Fotovoltaik bezüglich versteckter CO2-Emissionen rund fünfmal „schmutziger“ ist als die Kernkraft.

Immense Kosten ohne CO2-Reduzierung

Zieht man daher nach 12 Jahren EEG-Gesetz eine vorläufige Bilanz, so lässt sich feststellen, dass man der Politik vorwerfen kann, hier mit gezinkten Karten gespielt zu haben. In Wirklichkeit kann von Klimaschutz keine Rede sein. Bis 2022 wird man der deutschen Bevölkerung Kosten von über 1000 Mrd. € aufgebürdet haben, ohne dass bei der Stromerzeugung CO2 eingespart würde. Stattdessen dient der ganze ungeheuerliche Aufwand quasi ausschlieβlich dazu, die Kernenergie abzuschaffen.

Angesichts der enormen Summen, um die es hier geht, kann man sicherlich vom teuersten Etikettenschwindel aller Zeiten sprechen. Auf EEG und Energiewende steht auβen zwar „Klimarettung“, im Inneren befindet sich aber zu 100 % lediglich das Produkt „AKW-Killer“. Nur für diesen Zweck wird jeder Bundesbürger mit mehr als 10.000,- € belastet, für den typischen 4-Personen-Arbeitnehmerhaushalt kommen damit mehr als 40.000,- € zusammen. Doch trotz nicht existenter Klimarettung kann er sich trösten, denn ein guter Zweck wurde auf jeden Fall erreicht: Deutschlands neue Öko-Milliardäre können ihren Hobbies wie dem Sammeln von Schlössern weiter unbeschwert nachgehen.

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1 Trackback von "Die Energiewende entpuppt sich als Etikettenschwindel"

  1. am 10. September 2013 um 06:15